"Grundsätzlich steht auch bei den Osteoporoseleitlinien von 20241 die Erfassung der individuellen 10-Jahres-Frakturwahrscheinlichkeit mittels des FRAX-Tools im Zentrum", erklärt Ao. Univ.-Prof. Dr. Hans Peter Dimai, Klinische Abteilung für Endokrinologie und Diabetologie, Med Uni Graz, auf Anfrage der Hausärzt:in. "Wobei dieses Risikoassessment-Werkzeug nicht nur mit österreichspezifischen Frakturdaten, sondern auch mit österreichspezifischen Mortalitätsdaten hinterlegt ist."
Das spielt laut Prof. Dimai vor allem bei der Erfassung der 10-Jahres-Frakturwahrscheinlichkeit betagter und hochbetagter Personen eine wichtige Rolle, da bei diesen die Sterbewahrscheinlichkeit mit der Frakturwahrscheinlichkeit konkurriert. Zudem weist der Experte darauf hin, dass sich in den aktuellen LL verstärkt die eigentliche Intention hinsichtlich der Anwendung von FRAX in der täglichen Praxis wiederfinde, nämlich die Erfassung der 10-Jahres-Frakturwahrscheinlichkeit vor der ersten Knochendichtemessung.
"Das ist in Österreich nicht selbstverständlich", betont Prof. Dimai, "denn eigene Untersuchungen zeigen, dass in den meisten Fällen zunächst eine Knochendichtemessung erfolgt – und erst danach die FRAX-basierte Frakturwahrscheinlichkeitsberechnung." Demzufolge könnte eine große Anzahl von Knochendichtemessungen vermieden werden, wenn im ersten Schritt das FRAX-Tool Anwendung fände.