Hausärzt:in 11/2024
Ärzt:in Assistenz 02/2024

Darmkrebsvorsorge in Österreich

gesamter Dickdarm in blau, vor buntem Hintergrund
Praxisrelevante Entwicklungen rund um Kolorektalkarzinom-Screenings.
© AI / shutterstock.com

Im Jahr 2022 erkrankten 4.467 Österreicher:innen neu an Darmkrebs, 1.980 verstarben daran.

Inhaltsverzeichnis
Autor:innen
Jasmina Zessner-Spitzenberg

Dr.in Jasmina Zessner-Spitzenberg (Klinische Abteilung für Gastroenterologie und Hepatologie, Universitätsklinik für Innere Medizin III, MedUni Wien)

Ohne Vorsorgemaßnahmen würden 6 % der Bevölkerung im Laufe des Lebens ein kolorektales Karzinom entwickeln.1 Kürzlich zeigte die große populationsbezogene NordICC-Studie, dass sich die Inzidenz des kolorektalen Karzinoms durch ein Koloskopie-Screening senken lässt.2

Trotz dieser positiven Daten bewegt sich die Rate der Teilnahmen an der Darmkrebsvorsorge in Österreich nur zwischen 13 und 18 %. Im September 2022 empfahl das nationale Screening-Komitee ein qualitätsgesichertes, organisiertes Darmkrebs-Screeningprogramm für Personen zwischen 45 und 75 Jahren mittels Koloskopie oder einen immunchemischen Stuhlbluttest (FIT). Diese Empfehlung beinhaltet die Senkung des bisher gültigen Einschlussalters von 50 auf 45 Jahre sowie die Gleichwertigkeit der beiden Screening-Modalitäten.3,4

Der FIT sollte bei unauffälligem Ergebnis alle zwei Jahre, die Koloskopie bei unauffälligem Befund alle zehn Jahre durchgeführt werden. Bei Personen mit positivem FIT sollte zeitnah eine Koloskopie erfolgen. Personen mit Erkrankungen, die zu Darmkrebs prädisponieren (wie chronisch entzündliche Darmerkrankungen oder familiäre Krebssyndrome), sind von diesem Programm ausgenommen und sollten nach spezifischen Richtlinien behandelt werden. Menschen mit einer positiven Familienanamnese – jedoch ohne hereditäres Darmkrebssyndrom – können sich zehn Jahre vor jenem Alter, in dem bei einer erstgradigen Verwandten das Karzinom diagnostiziert wurde, untersuchen lassen.

Das programmatische Darmkrebs-Screening soll in Österreich ab 2024 in drei Pilotregionen starten. Obwohl zwei Screening-Strategien angeboten werden, ist dies kein Nachteil: Eine Studie aus dem Jahr 2021 zeigte, dass die Einladung zu beiden Untersuchungsmethoden (FIT und Koloskopie) zu einer höheren Teilnahmerate führte als die alleinige Einladung zur Koloskopie.5 

Die Verhandlungen zur genauen Umsetzung sind noch im Gange. Ein Screening mittels FIT oder Koloskopie hat sowohl Vor- als auch Nachteile. Der primäre Vorteil eines Koloskopie-Screenings liegt in seiner exzellenten Sensitivität in Bezug auf Polypen, auch wenn diese noch nicht fortgeschritten sind. Zudem muss eine Koloskopie, bei der keine Polypen gefunden wurden, erst nach zehn Jahren wiederholt werden. Allerdings ist die Akzeptanz in puncto Koloskopie-Screening besonders niedrig, was sehr geringe Teilnahmeraten nach sich zieht.

Der FIT hingegen hat vor allem in Ländern mit organisiertem Screening-Programm exzellente Teilnahmeraten (bis zu 74 % in den Niederlanden). Ein Nachteil des FIT ist jedoch, dass es verschiedene Cut-offs für die Positivität gibt und die Intervalle zwischen den FI-Tests kürzer sind.