Hausärzt:in 07-08/2024

Notfallmedizinische Bewerbe: Wenn Leben retten zur Challenge wird

Regelmäßig trainiert ein Team aus Mediziner:innen, Pflegepersonen und Medizinstudierenden, unterstützt durch die Med Uni Graz und die Steiermärkische Krankenanstaltengesellschaft m. b. H. (KAGes), für extreme Situationen und nahm bereits erfolgreich an zahlreichen nationalen und internationalen notfallmedizinischen Wettkämpfen teil.

Notfälle sind unvorhersehbar und können jederzeit und überall auftreten. Dabei kann die Fähigkeit, schnell und effektiv auf eine Notfallsituation zu reagieren, den Unterschied zwischen Leben und Tod bedeuten. Bei notfallmedizinischen Wettkämpfen handelt es sich um spezialisierte Wettbewerbe, bei denen Notfallteams, bestehend aus Notärzt:innen, Pflegepersonen, Sanitäter:innen und anderen Fachkräften des Gesundheitswesens, in realistischen Notfallszenarien gegeneinander antreten. Das Ziel dieser Wettbewerbe: Die Fähigkeiten der Teilnehmer:innen in der prä- und innerklinischen Notfallversorgung, Teamarbeit und Entscheidungsfindung sollen unter Druck getestet und verbessert werden.

Die Szenarien seien meist auf traumatologische Situationen ausgerichtet und beeindruckend inszeniert. "Oft werden Notfallteams auch absichtlich mit Überlastungssituationen konfrontiert, für die es nicht immer eine ideale Lösung gibt. Hierbei ist es notwendig, unter starkem Zeitdruck alternative Lösungswege zu entwickeln und umzusetzen. Die Herangehensweise der Teilnehmer:innen ist dabei oft ziemlich unterschiedlich. Beispielsweise liegt der Fokus bei Teams aus Nordamerika häufig auf bis zur Perfektion trainierter Schnelligkeit, wohingegen viele europäische Teams ihren Fokus vermehrt auf Präzision legen", berichtet Bernhard Kowalski, Leiter des notfallmedizinischen Wettkampfteams von Med Uni Graz und KAGes.
 
Um die bestmöglich Versorgung der Patient:innen sicherzustellen, müssen die Teilnehmer:innen effizient kommunizieren, Aufgaben verteilen und als Einheit agieren. Von einer Expertenjury, bestehend aus erfahrenen Fachleuten, wird die Leistung der Teams bewertet. Sie achten auf die fachliche Korrektheit der Maßnahmen, die Einhaltung von Protokollen, die Kommunikation im Team und den Umgang mit Stresssituationen. Zudem dienen diese Events auch der Fortbildung. So lernen die Teilnehmer:innen von den Erfahrungen anderer Teams, entdecken neue Techniken und tauschen sich über Best Practices aus.

Es bedarf eines hohen Trainingsausmaßes, um gegen die zahlreichen internationalen Teams konkurrenzfähig zu bleiben. "Unser Basistraining umfasst zumindest zwei Einheiten pro Woche, was sich natürlich kurz vor dem jeweiligen Wettkampf intensiviert. So kann es durchaus vorkommen, dass wir zwei bis drei Wochen vorher beinahe täglich trainieren, um bestmöglich vorbereitet zu sein", so Teammitglied Jacob Rockstroh über die intensiven Wochen vor einem Bewerb.