Allein zwischen 2010 und 2019 stieg die Zahl der Syphilis-Fälle bei den 15- bis 49-Jährigen in Europa um 87 % an. Im selben Zeitraum wurden fast doppelt so viele HIV-Diagnosen neu gestellt wie in den Jahrzehnten davor, sodass derzeit rund 1.5 Millionen Betroffene vermeldet werden. Ähnlich alarmierend ist auch der europaweite Anstieg an Chlamydien und Gonorrhoe sowie das Auftreten von Infektionen, die zuvor nicht mit primär sexueller Übertragung in Verbindung gebracht wurden.
Ursache für diesen "Trend" sei laut Expert:innen eine Zunahme am Hochrisikoverhalten bei sexuellen Kontakten durch ungeschützten Geschlechtsverkehr mit wechselnden Partner:innen. Unterstützt werde dies unter anderem durch die sehr effiziente präventive Strategie der HIV-Pre-Exposure-Prophylaxe, mit der Ansteckungen mit HIV zwar vermieden würden, der Verzicht auf Kondome jedoch andere STIs verbreiten würde.
Vor diesem Hintergrund sowie dem Vorhaben der Vereinten Nationen, sexuell übertragbare Erkrankungen bis 2030 soweit zurückzudrängen, dass die Gefahr für die Weltbevölkerung gebannt ist, erarbeiteten internationale Expert:innen, darunter Georg Stary und Katja Knapp von der MedUni Wien, in einer Artikelserie, die im Fachjournal The Lancet publiziert wird, einen umfassenden Überblick über die Situation und die Herausforderungen für die öffentliche Gesundheit.
Darüber hinaus fordern die Wissenschafter:innen eine Vereinheitlichung von Überwachungs- und Meldesystemen bei STIs. Die Zahlen seien zwar alarmierend, ihre Aussagekraft aufgrund länderspezifischer Bedingungen aber begrenzt.
Publikationen:
- Sexually Transmitted Infections 1-4, The Lancet Regional Health – Europe
- Prevention strategies for sexually transmitted infections, HIV,and viral hepatitis in Europe
- Epidemiology and determinants of reemerging bacterial sexually transmitted infections (STIs) and emerging STIs in Europe
- Managing bacterial sexually transmitted infections (STIs) and preventing HIV/STIs in Europe