Hausärzt:in 07-08/2024

"Lumi Guide": Licht statt Strahlung

Als eine der ersten Zentren weltweit haben die Innsbrucker Univ.-Kliniken für Gefäßchirurgie und Radiologie am 1. August mit dem Lichtleiter-Draht "Lumi Guide" eine neue Technologie erhalten, dank der während Katheterbehandlungen weitestgehend auf Röntgenstrahlung verzichtet werden kann.

Bei "Lumi Guide" handelt es sich um einen mit Glasfaser gefüllten Lichtleiter-Draht, der mit verschiedenen Kathetern verbunden und über einen Adapter an den Angiografie-Monitor angeschlossen wird. Um sich im Körper richtig zu verorten, muss der Draht samt registrierter Katheter jeweils kalibriert werden, bevor er durch das Gefäßsystem geführt wird. Dann kann das Lichtsignal in ein Bild übersetzt und in Echtzeit auf den Angiografie-Monitor gespielt werden. "Dieses zweidimensionale Bild wird über ein zuvor aufgenommenes, ebenfalls zweidimensionales CT- oder Angiografie-Bild mit dem Gefäßbaum gelegt, sodass die Radiolog:innen und Chirurg:innen eine 3D-Ansicht erhalten. Das ist von Vorteil für die Sondierung, also wenn wir den Katheter in die einzelnen Gefäßabgänge führen. Es erleichtert uns die Arbeit", erläutert Univ.-Prof.in Dr.in Sabine Wipper, die Direktorin der Univ.-Klinik für Gefäßchirurgie.

Sie konnte bereits vor etwa acht Jahren in Hamburg Erfahrungen mit einem Prototyp des Lichtdrahts sammeln. Dank ihrer Expertise und den gemeinsamen Bemühungen mit Radiologie-Direktorin Univ.-Prof.in Dr.in Elke Gizewski sowie dem interdisziplinären endovaskulären Team unter der Leitung von Priv. Doz. OA Dr. Florian Enzmann und Dr. Martin Freund wurde Innsbruck vom Hersteller Philips als weiteres Zentrum für den Lumi Guide, der noch nicht kommerziell erhältlich ist, ausgewählt. Gleichzeitig mit der Einführung haben die Forscher:innen mit einer Registerstudie unter der Leitung von Alexander Loizides begonnen, in der mit Lumi Guide behandelte Patient:innen erfasst werden. Die kostspielige Technologie (ein Lichtdraht kann jeweils nur einmal verwendet werden) wird von den Tirol Kliniken mit Beteiligung der Medizinischen Universität Innsbruck finanziert.

Verwendet wird der Lichtdraht an der Univ.-Klinik für Gefäßchirurgie für häufige komplexe endovaskuläre Eingriffe an Gefäßen im Brust- und Bauchraum. "Unser Ziel ist es, die Strahlung zu reduzieren und auch Kathetermaterial zu sparen, da wir durch die 3D-Ansicht besser abschätzen können, welche Katheter wir brauchen werden", so Wipper. Außerdem bringe Lumi Guide Vorteile für die Ausbildung und Katheter-Trainings der Chirurg:innen, die damit strahlungsfrei durchgeführt werden können. Neben interdisziplinären Eingriffen, die in Kooperation mit der Univ.-Klinik für Gefäßchirurgie durchgeführt werden, möchte Gizewski mit ihrem Team das Einsatzspektrum des Lichtdrahts im Bereich der interventionellen Radiologie erweitern. So plant sie unter anderem Eingriffe bei Patient:innen mit Leberzirrhose, die minimalinvasiv einen Umgehungskreislauf erhalten sollen, oder mit Lebertumoren, die eine Embolisation bekommen.