Hausärzt:in 09/2024

Weltverhütungstag: Selbstbestimmung beim Sex

Kein Tag vergeht ohne einen Welttag, aber diesmal ist es ein besonders wichtiger, vor allem für Frauen: der Weltverhütungstag. Kontrazeption wirkt auf den ersten Blick wie ein banales Thema, aber es zieht einen Rattenschwanz an Problemen und Kontroversen nach sich, die vor allem im Lichte der kommenden Nationalratswahl in den Fokus rücken …

Zuerst das offensichtliche: es geht natürlich zuerst mal um Schwangerschaftsvermeidung. Das wiederum wirft die Frage nach dem "Wie" auf: Verhüten ist leider in den meisten Fällen noch Frauensache, auch wenn immer mehr Männer sich z. B.: sterilisieren lassen – we see you! we applaud you! – gibt es ja, abgesehen von Kondomen, leider nicht viele Möglichkeiten. Wir erinnern uns noch wehmütig an die Meldungen vor etwas mehr als zehn Jahren, als man dachte, endlich würde nun die "Pille für den Mann" entwickelt, aber leider musste das Projekt gestoppt werden, weil jeder 10. (!) Mann über Nebenwirkungen wie Depressionen, verminderte Libido und Gewichtszunahme klagte. Und, die Damen? Wie dankbar wären Sie, wenn bei der Pille für die Frau nur 10 % der Probandinnen Nebenwirkungen gehabt hätten?

Das zweite Problem, das sich da unmittelbar auftut, sind auch die Kosten, welche einen direkten Einfluss auf die Wahl des Mittels haben. Außerdem trägt der Großteil der Frauen die Kosten nach wie vor alleine. 
Ein weiteres Thema ist das Verhindern einer Ansteckung mit einer sexuell übertragbaren Infektion (STI). Da gibt es eine ganze Latte – pun intended – an Erkrankungen, die von unangenehm bis gefährlich reichen. Vor allem AIDS ist nach wie vor ein Thema. 

Natürlich geht es auch um Selbstbestimmung und damit um Frauenrechte. Und selbstverständlich kommt da auch die Politik ins Spiel: zahlreiche Organisationen stellen Forderungen an die (künftige) österreichische Führung: mehr Aufklärung, Kostenübernahme von Verhütungsprodukten und besonders wichtig: Entkriminalisierung von Abtreibungen. Nach wie vor gibt es einen Eintrag im Strafgesetzbuch, der einen Schwangerschaftsabbruch als Straftatbestand wertet, es wird zwar meist nicht geahndet, aber alleine die symbolische Wirkung ist dramatisch.

Die Standpunkte der Parteien sind sehr unterschiedlich: SPÖ, Grüne sind für kostenlose Verhütungsmittel und Streichung des § 96 aus dem StGB, die FPÖ und ÖVP lehnen dies ab, die Neos beziehen – wie so oft – eine Mittelposition: Sie können sich die Entkriminalisierung vorstellen, kostenlose Verhütungsmittel jedoch nur für Jugendliche.