Hausärzt:in 07-08/2024

NÖ Ärztekammer heißt nun Ärztinnen- und Ärztekammer für Niederösterreich

50,4 % der Mitglieder der NÖ Ärztekammer sind weiblich. In seiner gestrigen Sitzung hat der Vorstand der ärztlichen Standesvertretung in Niederösterreich nun ein klares Zeichen gesetzt: Eine Namensänderung in der Kommunikation und im Außenauftritt wurde beschlossen.

In Österreich dürfen Frauen seit September 1900 Medizin studieren. Dennoch waren sie 124 Jahre lang im Namen ihrer Standesvertretung nicht präsent. Dies soll sich in Niederösterreich nun ändern. "Oft wurden wir in den Vorbereitungen zu dem Antrag mit der Frage konfrontiert, ob wir nichts Wichtigeres zu tun hätten. Nach Analyse der Datenlage in unserem Bundesland sind wir zu überraschenden Ergebnissen gekommen: Besonders die Zahlen über die einzelnen Fachgruppen haben uns gezeigt, dass der Frauenanteil in vielen Fachgruppen bereits bei über 60 % liegt und auch die Zahl der jungen Generation spricht eine eindeutige Sprache", berichtet Dr. Dagmar Fedra-Machacek, Kurienobmann-Stellvertreterin der niedergelassenen Ärzt:innen. Mit der Umbenennung könne man die Geschlechterrealität im Bundesland abbilden und Bewusstsein, vor allem auch in Hinblick auf die anstehenden Verhandlungen im Zusammenhang mit der Gesundheitsreform schaffen. "Ja, es ist wichtig, denn die Medizin ist weiblich und das soll auch nach außen sichtbar sein", betont sie.

Ein erster Schritt in Richtung mehr Geschlechtergerechtigkeit – so sieht die Namensänderung auch Dr. Johanna Zechmeister, Turnusärztvertreterin und Kurienobmann-Stellvertreterin der angestellten Ärzt:innen: "Ich bin sehr froh, dass sich die Ärztinnen in Niederösterreich nun endlich auch im Namen ihrer Standesvertretung wiederfinden. Wir folgen damit der Ärztinnen- und Ärztekammer für Vorarlberg, die diese Namensänderung im Außenauftritt bereits umgesetzt hat, soweit es rechtlich möglich ist. Wir hoffen, dass weitere Bundesländer und auch die Österreichische Ärztekammer ähnliche Schritte gehen, sowie auf eine Abbildung der Realität im Gesetz." Dr. Krista Ainedter-Samide, Finanzreferentin in der Ärztinnen- und Ärztekammer, hat die Namensänderung ebenfalls aktiv vorangetrieben. "Nach mehr als 120 Jahren ist dies ein wichtiger Schritt, um den Stellenwert der Ärztinnen und ihrer Tätigkeit auch im Außenauftritt darzustellen", erklärt Ainedter-Samide.

Auch beim Präsidenten der Ärztinnen- und Ärztekammer für NÖ, Dr. Harald Schlögel, fand der Antrag Unterstützung. Er möchte eine entsprechende Namensänderung nun auch in der Österreichischen Ärztekammer (ÖÄK) thematisieren und alle Bestrebungen für eine sprachliche Inklusion der Ärztinnen unterstützen.

Mehr zum Thema Geschlechtsunterschiede in der Medizin und inwiefern Frauen anfangs einfach ausgeblendet wurden, erfahren Sie in unserem Fachartikel "Gendermedizin: Warum brauchen wir das?"