Hausärzt:in 11/2024
Ärzt:in Assistenz 02/2024

Diapause: Schlaf Kindlein, Schlaf!

Was bei einigen Säugetieren natürlich auftritt, kann bei menschlichen Embryos in der Frühphase der Entwicklung durch die Unterbrechung des mTOR-Weges künstlich herbeigeführt werden.

Eine Dormanz-Phase in der Embryonalentwicklung hat bei den meisten Spezies den Sinn, bei der Geburt bestmögliche Bedingungen vorzufinden. Deswegen erfolgt die Befruchtung beim Reh z. B. im Sommer, die Implantation und Fruchtentwicklung startet aber erst im Spätherbst, sodass bei einer Tragezeit von fünf Monaten, das Kitz im Frühjahr auf die Welt kommt, wo nicht nur ein milderes Klima als im Winter herrscht, sondern auch nährstoffreiche Nahrung auffindbar ist. 

Nun wurde eine Studie im Fachjournal Cell publiziert, die genau dieses reversible Sistieren der Entwicklung im Blastozysten-Stadium behandelt. Durch die Unterbrechung des mTOR-Signalweges können pluripotente Zellen bis hin zu Blastoiden in der Entwicklung und Migration zum Einnistungsplatz gehindert werden. Beim mTOR-Protein handelt es sich um eine Kinase, die entscheidend für den Zellstoffwechsel und -proliferation ist. Bei Reaktivierung dieses Enzyms kann die Entwicklung weiterlaufen. Diese Erkenntnis könnte man sich bei In-vitro-Fertilisationen zu Nutze machen, um auf der einen Seite mehr Zeit zu haben, um die Gesundheit der potenziellen Frucht zu beurteilen, aber auf der anderen Seite auch, um den Embryo und die Mutter zu synchronisieren und damit die Implantation zu verbessern.