Das Protein SNRPB ist, als Teil einer zellulären Maschinerie, an der Verarbeitung von genetischen Informationen beteiligt – dem so genannten RNA-Spleißen. Dieses Protein ist bei der seltenen Krankheit CCMS (Cerebro Costo Mandibuläres Syndrom) mutiert. Die Betroffenen leiden unter Knochendefekten. "Obwohl bekannt war, dass SNRPB für CCMS relevant ist, hatten wir keine genaue Vorstellung davon, wie dessen Verlust zu Knochenfehlbildungen führt", berichtet Hesso Farhan über den Ausgangspunkt der Forschung.
Sein Team fand heraus, dass SNRP den Export von Proteinen aus dem Endoplasmatischen Retikulum (ER) reguliert. "Wichtig ist, dass die Studie zeigte, dass SNRPB das Spleißen von Komponenten kontrolliert, die am Proteinexport aus dem ER beteiligt sind. Insbesondere konnte das Team zeigen, dass der Funktionsverlust des Proteins SNRPB aufgrund der Mutation zu einem Fehler im Transport von Typ-I-Kollagen führt, eines Hauptbestandteils des Knochens", so Farhan. Eine Erkenntnis, die von großem Interesse ist, da dadurch der grundlegende Mechanismus erklärt wird, warum SNRPB mit Knochenfehlbildungen bei CCMS in Verbindung steht.
Im Rahmen der Studie erstellte die Arbeitsgruppe von Dr. Loydie Jerome-Majewska von der McGill University in Kanada ein genetisches Mausmodell von CCMS. Die kanadischen Wissenschafter:innen stellten fest, dass der Verlust der SNRPB-funktion in Mäusen zu einem Transportfehler von Typ-I-Kollagen und zu Knochendefekten führt, die denen bei CCMS-Patient:innen ähneln. Auch die Arbeitsgruppe von Prof. Dr. Florian Heyd an der Freien Universität Berlin, die Fachwissen in der Analyse des Spleißprozesses in Form von RNAseq Daten beitrug, unterstützte die Studie. Dadurch konnte bestätigt werden, dass SNRP das Spleißen mehrerer Faktoren reguliert, die mit dem Proteinexport aus dem ER verbunden sind.
Die Ergebnisse der Forschungsarbeit wurden im "EMBO Journal" veröffentlicht.
Zahoor et al. (2024). The unfolded protein response regulates ER exit sites via SNRPB-dependent RNA splicing and contributes to bone development. The EMBO Journal. https://doi.org/10.1038/s44318-024-00208-z