Hausärzt:in 07-08/2024

Augmented Reality unterstützt bei OPs an Wirbelsäule und Hüfte

An der Universitätsklinik für Orthopädie und Traumatologie in Salzburg kommt ein neues Navigationssystem zum Einsatz: Während eines Eingriffs spielt eine Datenbrille den Operateur:innen ein, wo Implantate laut OP-Planung exakt zu platzieren sind.

"Die Patient:innen profitieren gleich doppelt: Wir können die Sicherheit weiter steigern und verkürzen bei komplexen Fällen die Operationszeit um 20 bis 25 %", erklärt Oberarzt Priv.-Doz. Dr. Michael Mayer die Vorzüge des neuen Navigationssystems. Er leitet den Bereich der Wirbelsäulenchirugie und ist selbst Experte für komplexe Eingriffe an der Wirbelsäule. Gemeinsam mit Klinikvorstand Univ. Prof. Dr. Thomas Freude führte er das System Ende des Vorjahres ein.

Das neue Navigationssystem beruht auf dem Prinzip der Augmented Reality (virtuelle Erweiterung der Realität) und wurde vorab in Wien klinisch getestet. Am Uniklinikum Salzburg wurde es erstmals in den Regelbetrieb eingeführt. Nach einem Dreivierteljahr im klinischen Betrieb ziehen Freude und Mayer eine positive Bilanz: "Wir verwenden das System bei komplexeren Eingriffen. Es hat sich im OP-Saal bewährt und bringt nicht nur für die Patient:innen Vorteile, sondern auch für die Ausbildung des chirurgischen Nachwuchses, weil das jeweilige Gegenüber via Bildschirm jederzeit sehen kann, was die Operateur:in macht."

Im Grunde funktioniert das Platzieren von chirurgischen Implantaten wie Schrauben in Wirbelsäule und Becken immer nach dem selben Schema: Zuerst wird vom OP-Team der Eintrittspunkt in den Körper definiert. Mit Bohrer und zum Teil mit Fräse und/oder Meißel wird dann der Pfad gelegt und am Ende das Implantat eingesetzt. Dieser Prozess wird vom neuen Navigationssystem digital unterstützt. "Wir machen am Beginn immer einen intraoperativen CT-Scan, der die Lagerung der Patient:in exakt zeigt. Dann planen wir am Bildschirm die Wunsch-Trajektorie (gewünschter Pfad). Das neue System spielt diese Wunsch-Trajektorie in die Datenbrille ein. Das heißt: Ich schaue direkt dorthin, wo ich operiere und nicht auf einen Bildschirm, was ein weiterer Vorteil ist. Und ich sehe gleichzeitig, wo ich mit den Instrumenten bin und wo sie sein sollten", erläutert Mayer.

Im OP-Saal finden der CT-Scan, die OP-Planung und das Anbringen der Sende- und Empfangseinheit an der Patient:in sowie handelsübliche Schraubendreher statt und dauern keine fünf Minuten. Dabei zeigt das System nicht nur die Wunsch-Trajektorie an, sondern auch exakt, wie tief z. B. für Schrauben gebohrt werden muss. "Das alles passiert mit Echtzeit-Bildgebung im OP-Saal. Das heißt, wir ersparen den Patient:innen auch Kontrolluntersuchungen und damit zusätzliche Strahlenbelastungen", so Mayer.