Prof. STEINER: Die kurze Antwort: Eine Demenzdiagnose ist kein Anlass, nichts zu tun. Etwas genauer gesagt, sind drei gleichzeitig zu gehende Wege sinnvoll: medikamentöse Therapie, logopädische Behandlung, Beratung und Unterstützung. Anhaltende Sprach- und Kommunikationsschwierigkeiten stellen die prägnantesten Prädiktoren für kognitiv-mnestische Minderungen dar. Als Ärzt:in sollte man der Patient:in also erst einmal trauen, wenn sie über Sprachschwierigkeiten klagt. Für Störungen wie Versprecher und lange Wortsuche, Satzbauprobleme sowie Defizite bei der Aufmerksamkeit und der Aufrechterhaltung des roten Fadens in Gesprächen ist das subjektive Monitoring deutlich sensibler als das des Gegenübers bzw. der kommunizierenden Umwelt. Das altbekannte Screening, welches in einer ersten Phase der Demenzdiagnostik zum Einsatz kommt, der MiniMentalState, beinhaltet hauptsächlich eine Sprachprüfung.
Sprachtherapie bei Demenz?
Bei einer 65-jährigen Patientin wurde vor einem Monat eine beginnende Demenz diagnostiziert. Sie ist wohnselbständig und kommt im Alltag auch mit öffentlichen Verkehrsmitteln gut zurecht. Ihr Mann ist fürsorglich, beide managen die Gedächtnis- und Orientierungsprobleme gut. Gespräche seien aber schwieriger geworden, bekundet der Ehemann. Die Patientin gibt Wortfindungsstörungen an und sagt, dass sie sich in Gesprächen teils nicht mehr zurechtfinde. Sie möchte ihre Kommunikation und Sprache möglichst aufrechterhalten und fragt, ob man da etwas tun könne.
Prof. Dr. Jürgen Steiner (ehem. Studiengangsleiter der Logopädie an der Interkantonalen Hochschule für Heilpädagogik, Schullogopäde in Zürich)
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