Dr.in ITARIU: Wir Expert:innen in der Praxis freuen uns über die Neuzulassung von Tirzepatid auch deshalb, weil dadurch eine größere Auswahl von Medikamenten für die individuelle Behandlung unserer Patient:innen mit Adipositas und/oder Diabetes vorhanden und die Verfügbarkeit dieser Medikamente somit besser ist. Ein Problem in der Praxis liegt darin, dass etliche der mittlerweile zur Verfügung stehenden Medikamente für Patient:innen mit Typ-2-Diabetes und/oder Adipositas nicht oder nur bei ganz bestimmten Indikationen von den Kassen erstattet werden.
Die monatlichen Kosten können schnell mehrere hundert Euro ausmachen. Das ist ein bitteres Thema, da muss wirklich die Politik dafür sorgen, dass diese große soziale Ungerechtigkeit abgebaut wird.
Zusatzbenefits
Komorbiditäten sind bei Patient:innen mit Adipositas und/oder Typ-2-Diabetes häufig. Eine medikamentöse Therapie kann viele Zusatzbenefits mit sich bringen, etwa dass sich eine Schlafapnoe verbessert – oder der Hypertonus, eine Hypertriglyceridämie, weitere kardiovaskuläre Endpunkte (Schlaganfall, Herzinfarkt, frühzeitiger Tod), die Cravings im Bingeeating-Bereich ...
Wir haben gute Studiendaten dazu und erwarten weitere in den nächsten Jahren. Die Kalorienzufuhr der Proband:innen unter Medikation ist deutlich geringer, teilweise essen sie um 900 Kilokalorien weniger. All das ist in der Beratung betroffener Patient:innen wichtig zu wissen.
Langzeitbetreuung
Egal ob Typ-2-Diabetes oder Adipositas: Die Medikamente sind ein Game-Changer, die es vielen Menschen erst ermöglichen, kalorienreduziert und ausgewogen zu essen und durch Gewichtsreduktion auch wieder mehr in Bewegung zu kommen.
Die möglichen Nebenwirkungen der Medikation werden im Gespräch mit den Patient:innen thematisiert: von gastrointestinalen Beschwerden bis hin zu Reaktionen an der Einstichstelle der Spritzen. Unsere Aufgabe als niedergelassene Ärzt:innen ist es, das Nebenwirkungsmanagement und die Langzeitbetreuung der Patient:innen zu übernehmen, wie wir das bei jeder anderen chronischen Erkrankung auch tun.
Mehr über dieses Thema lesen Sie in unserem Artikel "Neue Leitlinie empfiehlt digitale Tools, moderne Medikamente und weniger Stigmatisierung".