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Altersdepression: Multidimensionale Betrachtung essenziell

Gelbes Herbstblatt schwimmt in einer Regenpfütze
Vulnerabilität, belastende Lebensereignisse und fehlender sozialer Rückhalt spielen eine bedeutende Rolle bei Depression.
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Im höheren Lebensalter stellen Depressionen die häufigste psychische Störung dar. "Die Ein-Jahres-Prävalenz in Österreich beträgt 9,8 %: für Frauen 11,5%, für Männer 7,9 %", nennt Prim. Dr. Christian Jagsch, Abteilung für Alterspsychiatrie und Alterspsychotherapie, LKH Graz, konkrete Zahlen.

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Medizinische Expertise
Christian Jagsch

Prim. Dr. Christian Jagsch (Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapeutische Medizin, Arzt für Allgemeinmedizin, Zusatzfacharzt für Geriatrie, Abteilung für Alterspsychiatrie und Alterspsychotherapie, LKH Graz)

"Wir liegen damit im europäischen Mittelfeld. Was die Major Depression bei über 75-Jährigen betrifft, schwanken die Prävalenzzahlen für beide Geschlechter zwischen 4,2 und 9,7 %." Die Definition der Depression nach ICD-11 bringt einige Neuerungen mit sich.1

Davon unabhängig sind laut dem Experten Besonderheiten beim älteren und hochbetagten Menschen: Die Symptome sind oft nicht so ausgeprägt. Der Verlauf ist eher chronisch. Es verschlechtern sich vor allem kognitive Fähigkeiten (Konzentration, Gedächtnis, Entschlussfähigkeit). Somatische Symptome stehen im Vordergrund. Die Anzeichen sind oft unspezifisch (Klagsamkeit, hypochondrische Befürchtungen, Reizbarkeit, Verlangsamung, Apathie, Rückzug). Misstrauen und Wahnideen (z. B. Verarmungswahn) treten öfter auf. Suizidgedanken und -versuche sind häufig (vor allem bei Männern über 70 Jahre!). Geriatrische Depressionsskalen können bei der Ersteinschätzung helfen.2