In der Arzneimittelproduktion sind viele Faktoren auch standortpolitisch relevant. Beim SV-Forum 2024 wurde zentral darüber gesprochen, was es braucht, um die Arzneimittelproduktion in Österreich zu halten und Abhängigkeiten außerhalb Europas zu verringern. "Heute sind fast 7.700 Arzneimittel allein im EKO gelistet und die Zukunft liegt in der Präzisionsmedizin. Die personalisierte Medizin hat den Jahrzehnte währenden Fokus der Pharmabranche von den Blockbustern stark verschoben. Das fordert das System auf eine neue Art und Weise", so Peter Lehner, Vorsitzender der Konferenz der Sozialversicherungsträger.
Durch die Auslagerung von Produktionsstätten und die Fragmentierung von Lieferketten ist auch in der Arzneimittelproduktion kein umfassender Schutz vor Lieferschwierigkeiten und-engpässen gegeben. Der Anteil nicht lieferfähiger Medikamentenpackungen lag laut Erhebungen der Sozialversicherung im Mai 2024 bei 7,5 %. Dabei sind Lieferengpässe kein spezifisch österreichisches Problem, sondern ein Produkt internationaler Kooperationen und des globalen Wettbewerbs. Nur sehr wenige der nicht lieferbaren Produkte werden als Auslöser für einen möglichen Versorgungsengpass eingestuft. Zudem treten Versorgungsengpässe in Österreich aufgrund der Dichte des Generikaangebots und der Verfügbarkeit therapeutischer Alternativen selten auf. Etwa 76 % der im Erstattungskodex gelisteten und durch Lieferschwierigkeiten nicht lieferbaren Arzneimittel am Markt können durch Generika lückenlos ersetzt werden. Bei den restlichen 24 % können nicht stark ins Gewicht fallende Alternativen angeboten werden.
Trotz dieser guten Versorgungsdichte in Österreich sind Lieferengpässe im Arzneimittelbereich nicht wünschenswert und bestenfalls zu vermeiden. Diesbezüglich wurde thematisiert, welche Maßnahmen zur Sicherstellung der Arzneimittelversorgung wie auch Arzneimittelproduktion gesetzt wurden und noch geplant sind. Die europäische Ebene war vor Ort durch Vertreter:innen der neuen EU-Behörde HERA, die für die Krisenvorsorge und -reaktion unter anderem für Lieferschwierigkeiten gegründet wurde. Auch die Generaldirektion für Binnenmarkt, Industrie, Unternehmertum und KMU (DG GROW) der Europäischen Kommission war vor Ort. Die Sozialversicherung setzt sich auf nationaler Ebene mit vielfältigen Maßnahmen für eine möglichst lückenlose Versorgung ein. Zu Einschränkungen der Vertriebsfähigkeit bei Arzneimitteln steht der Dachverband mit dem Bundesamt für Sicherheit im Gesundheitswesen (BASG) in regelmäßigem Datenaustausch. Eine weitere Maßnahme der Sozialversicherung ist die Schaffung einer Schnittstelle zum Register des BASG. So können Ärzt:innen bereits zum Zeitpunkt der Verschreibung über ihre Ordinationssoftware Informationen darüber erhalten, ob ein Arzneimittel verfügbar ist. Auch in der App "Eko2go" werden diese Verfügbarkeitsdaten dargestellt.