Hausärzt:in 11/2024
Ärzt:in Assistenz 02/2024

ÖGPP: Steigende Zahl an psychiatrischen Behandlungen durch Hitzewelle

In einer aktuellen Presseaussendung warnt die Österreichische Gesellschaft für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik (ÖGPP), dass die Klimakrise auch das österreichische Gesundheitssystem vor neue Herausforderungen stellt. Die beobachteten Wetterextreme gehen mit einer Zunahme von psychischen Erkrankungen wie Depressionen, Angst- und Traumafolgestörungen einher.

Der Klimawandel bedroht nicht nur unsere Umwelt, sondern auch die körperliche und psychische Gesundheit. So zeigen aktuelle Untersuchungen, dass pro 1-Grad-Celsius-Temperaturanstieg ein 0,9 % höheres Risiko für psychische Erkrankungen existieren könnte. Aktuelle wissenschaftliche Daten weisen aber auch darauf hin, dass die steigende Temperatur mit einem erhöhten Bedarf an psychiatrischer Behandlung einhergeht. Analysen zeigen, dass Hitzewellen mit bis zu 10 % zu mehr Spitalskontakten bzw. stationären Aufnahmen aufgrund psychiatrischer Erkrankungen führen können. Dies sei angesichts des eklatanten Psychiater:innenmangels auch eine Herausforderung für das österreichische Gesundheitssystem. Auch ein ursächlicher Zusammenhang zwischen Hitze und Aggressivität wird von Forscher:innen vermutet. Konform dazu verzeichnen psychiatrische Kliniken mehr aggressive Zwischenfälle, je höher die Temperaturen sind.

"Der Klimawandel bedroht unsere psychische Gesundheit und das Gesundheitssystem ist darauf noch nicht vorbereitet. Die Klimakrise könnte sich zu einer ernsthaften Gesundheitskrise entwickeln, gerade im Bereich psychische Gesundheit ist es nun Zeit zu handeln", warnt Umweltmedizinerin und Psychiaterin Dr.in Margit Wrobel.

Psychische Erkrankungen würden auch zu den wichtigsten Risikofaktoren für hitzebedingte Todesfälle gehören, da sie das Mortalitätsrisiko während Hitzewellen verdreifachen können und damit schwerwiegender als Herz- oder Lungenerkrankungen seien. Das höchste hitzebedingte Mortalitätsrisiko bestehe für Menschen mit substanzbezogenen Süchten und organischen psychischen Störungen wie z. B. Demenzen. Häufig können sich diese besonders vulnerablen Patient:innen aber nicht selbstständig und effektiv vor Hitze schützen.

"Psychisch Kranke sind eine besonders vulnerable Gruppe und somit auch besonders durch den Klimawandel betroffen, dies muss bei der Planung bzw. Entwicklung zukünftiger psychiatrischer Versorgungsstrukturen berücksichtigt werden. Wir benötigen zum Beispiel Hitze-Aktionspläne, die insbesondere auch Interventionen zum Schutz der psychischen Gesundheit umfassen", betonen Prof. Martin Aigner und Prim. Dr. Christian Korbel, Präsidenten der Österreichischen Gesellschaft für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik (ÖGPP). Auch sei es notwendig, vermehrt Umweltstressoren bei der Prävention, Diagnostik, Behandlung und Rehabilitation von Menschen mit psychiatrischen Erkrankungen zu berücksichtigen, um auch hier nachhaltig Verbesserungen erreichen zu können.