Hausärzt:in 07-08/2024

Nierentransplantation: Kombinierte Zelltherapie reduziert Abwehrreaktionen

Eine Studie der MedUni Wien in Kooperation mit Partnern aus Österreich, Deuschland und den USA zeigt, dass eine neue Kombinationstherapie bei Nierentransplantationen helfen kann, die Abwehrreaktionen des Körpers gegen das transplantierte Organ zu reduzieren, ohne dass eine starke Unterdrückung des Immunsystems nötig ist. Vielfalt und Breite des T-Zell Rezeptor-Repertoires bleiben dabei erhalten.

Um ihr Immunsystem davon abzuhalten, das neue Organ abzustoßen, müssen Patient:innen nach einer Transplantation normalerweise starke Medikamente einnehmen. Der vom Forschungsteam untersuchte neue Ansatz verwendet eine Kombination von Knochenmarkzellen vom Spender und speziellen Immunzellen (Treg-Zellen) des Empfängers. Die Ergebnisse entstammen einer laufenden klinischen Studie, welche die Sicherheit und Wirksamkeit der Kombinationstherapie untersucht.

Die Forscher:innen rund um Rainer Oberbauer (Klinische Abteilung für Nephrologie und Dialyse, Universitätsklinik für Innere Medizin III) in Kooperation mit Thomas Wekerle (Abteilung für Transplantation, Universitätsklinik für Allgemeinchirurgie) von der MedUni Wien gemeinsam mit Partnern aus Österreich, Deutschland und den USA charakterisierten mithilfe einer komplexen Technik (Hochdurchsatzsequenzierung) die Veränderungen der TCR-Repertoires von sechs Nierentransplantatempfängern. Neben dem Spenderorgan hatten sie zusätzlich Knochenmark vom selben Spender sowie eine Infusion polyklonaler (mit einer Vielzahl unterschiedlicher T-Zell-Rezeptoren) körpereigener Treg-Zellen erhalten, anstatt der üblichen Myelosuppression (Verminderung der Knochenmarkfunktion). Beim TCR-Repertoire handelt es sich um die Gesamtheit der unterschiedlichen T-Zell-Rezeptoren (TCRs) in einem Individuum, deren Vielfalt entscheidend ist für die Fähigkeit des Immunsystems, eine breite Palette von Antigenen zu erkennen und darauf zu reagieren.

Die kombinierte Zelltherapie führte in den Transplantpatient:innen dazu, dass die T-Zellen mittels gezieltem Entfernen (selektive Deletion) vermindert wurden. "Unsere Daten zeigen insgesamt, dass die Kombination von Treg-Zelltherapie mit kombinierter Nieren- und Knochenmarktransplantation die Immunreaktion auf transplantierte Nieren bei Menschen reduziert", so die Studienautor:innen. Die Ergebnisse der Studie können dazu beitragen, diese Methode als aussichtsvollen Weg in der Transplantation in weiteren Forschungen weiterzuverfolgen.

Die Forschungsarbeit wurde im Fachjournal "eBioMedicine" veröffentlicht.

David et al. (2024). Combination cell therapy leads to clonal deletion of donor-specific T cells in kidney transplant recipients. EBioMedicine, 106, 105239. https://doi.org/10.1016/j.ebiom.2024.105239