Hausärzt:in 07-08/2024

Schrittmacher: Neue Therapie für Herzpatient:innen

Das Klinikum Wels-Grieskirchen setzt einen weiteren Meilenstein in der Versorgung seiner Herzpatient:innen: Erstmals wurde Ende Juli 2024 die innovative Schrittmachertechnologie "Conduction System Pacing (CSP)" bei einem 82-jährigen Patienten erfolgreich am Klinikum angewendet. Diese fortschrittliche Therapie nutzt die natürlichen Leitungswege des Herzens, um eine physiologische Herzstimulation zu erreichen.

"Das Besondere an CSP ist, dass der Schrittmacher direkt das Reizleitungssystem des Herzens stimuliert", erklärt der ausführende Kardiologe Dr. Peter Huber, Oberarzt an der Abteilung für Innere Medizin II, Kardiologie und Intensivmedizin am Klinikum Wels-Grieskirchen. "Dadurch kommt es zu einer natürlicheren Erregungsausbreitung im Herzen."

Bei herkömmlichen Schrittmachersystemen werden ein oder zwei, in manchen Fällen auch drei Elektroden über das venöse System in das Herz eingebracht und das Schrittmacheraggregat unter der Haut implantiert. Diese Methode birgt jedoch das Risiko einer zeitversetzten Erregung der Herzkammern, was die Gefahr einer Herzinsuffizienz erhöhen kann. Dann ist das vom Herzen ausgeworfene Blutvolumen eingeschränkt. Die CSP-Technologie hingegen stimuliert das Herz direkt über das vorhandene Reizleitungssystem. "Dadurch wird die natürliche Erregungsausbreitung genutzt, was die Pumpfunktion des Herzens erhält und die Gefahr einer Herzinsuffizienz deutlich reduziert", so Dr. Huber.

Die CSP-Herzschrittmachersonde wird in einem kleinen Eingriff über die Vene mittels Katheter in die Herzscheidewand der Hauptkammern eingeschraubt. "Der Eingriff ist vergleichbar mit einer konventionellen Schrittmacherimplantation, jedoch ist die Lokalisierung der richtigen Stelle im Herzen eine Herausforderung", erklärt Huber. Das Reizleitungssystem besteht aus sehr dünnen, modifizierten Herzmuskelzellen und kann nicht mittels Bildgebung dargestellt werden. Die optimale Stelle muss daher über die elektrischen Ströme im EKG gefunden werden. "Ist die optimale Stelle fixiert, sind die Erfolgsaussichten groß. Sollte die ideale Stelle nicht ausfindig gemacht werden, kann jederzeit auf eine konventionelle Implantation umgestellt werden", so der Kardiologe. 

"Die CSP-Technologie ist nicht für jeden Schrittmacherpatienten notwendig", betont Dr. Huber. In vielen Fällen ist eine konventionelle Implantation vollkommen ausreichend. Die CSP-Technik eignet sich besonders für Patient:innen, bei denen ein hoher Stimulationsanteil erwartet wird, bzw. bei fortgeschrittenen Erkrankungen der Reizleitung oder bestimmten Formen der Herzinsuffizienz.