Die Trikuspidalklappe hat die Funktion eines Ventils zwischen dem rechten Vorhof und der rechten Herzkammer. Aufgrund ihrer Komplexität gilt diese Herzklappe als besonders schwer zu behandeln. Eine Operation, um bei einem hochgradigen Defekt die Herzklappe zu ersetzen, birgt ein höheres Mortalitätsrisiko als andere Herzklappen-Eingriffe. Wurde sie bereits in der Vergangenheit operiert, gilt ein Eingriff an der Trikuspidalklappe als noch komplexer, da häufig Vernarbungen entstanden sind.
In Österreich ist es einem Team rund um Univ.-Prof. Dr. Martin Andreas, MBA, PhD und Dr.in Iuliana Coti von der Universitätsklinik für Herzchirurgie von MedUni Wien und AKH Wien (Leitung: Univ.-Prof. Priv.-Doz. Dr. Daniel Zimpfer, MBA) nun erstmals gelungen, einem Patienten, der vor rund 30 Jahren an der Trikuspidalklappe operiert wurde, komplett endoskopisch und damit besonders schonend einen Herzklappenersatz mit einer neuen Bioprothese durchzuführen. Diese innovative OP-Methode wurde am Christian Doppler-Labor für Mikroinvasive Herzchirurgie an der MedUni Wien gemeinsam mit internationalen Expert:innen im Bereich der total-endoskopischen Chirurgie erarbeitet.
Bei dem Eingriff kam ein spezielles neues Nahtsystem (RAM Device) zum Einsatz, das für total-endoskopische Eingriffe entwickelt wurde. Dieses System ermöglichte das Einsetzen der neuen Herzklappe über einen sehr kleinen Schnitt, ohne das Brustbein zu öffnen oder einen Spreizer anzuwenden. Durch einen kleinen Zugang an der seitlichen Brustwand wurde die Herzklappe am schlagenden Herzen komplett ersetzt. Das Risiko konnte für den Patienten, dadurch besonders gering gehalten werden. Zudem wurde ein neues Herzklappen-Modell (Mitris) implantiert, das erst kürzlich in Europa zugelassen wurde und eine besonders lange Haltbarkeit verspricht. „Bei der Operation ist es gelungen, die Anwendung einer in der Herzchirurgie etablierten und besonders schonenden Methode für Eingriffe bei der Trikuspidalklappe zu erweitern. Damit haben nun bereits in der Vergangenheit operierte Patient:innen eine minimal-invasive, komplett endoskopische Behandlungsmöglichkeit für einen komplexen Eingriff“, so Andreas.
Bereits eine Woche nach dem Eingriff konnte der Patient das Krankenhaus in einem sehr guten Zustand verlassen. Die erfolgreiche Anwendung der neuen OP-Methode würde einen Meilenstein in der Herzchirurgie markieren und vielversprechende Perspektiven für Patient:innen bieten, die komplexe Re-Operationen am Herzen benötigen.