Hausärzt:in 11/2024
Ärzt:in Assistenz 02/2024

MedUni Wien: Fortschritte im Verständnis von Morbus Crohn erzielt

Ein Forschungsteam um Lukas Unger entschlüsselte bei der Analyse von Lymphknoten aus den Dünndarmsegmenten von Patient:innen, bei denen eine OP indiziert war, Immunreaktionen, die das Verständnis der Erkrankung auf eine neue Ebene bringen.

Jüngste Studien hatten kürzlich Einblicke in Immunreaktionen bei der chronisch-entzündlichen Darmerkrankung Colitis ulcerosa hervorgebracht, eine Erkrankung, die ausschließlich den Dickdarm befällt. Die bislang unzureichende Datenlage bei Morbus Crohn, die sich häufig am letzten Abschnitt des Dünndarms manifestiert, stellt den Hintergrund für die Forschungen des Teams um Lukas Unger von der Universitätsklinik für Allgemeinchirurgie der MedUni Wien dar.

Morbus Crohn ist eine chronisch-entzündliche Darmerkrankung, die oft mit so einem schweren Verlauf einhergeht, dass immunsuppressive Therapien nicht ausreichen und eine operative Entfernung betroffener Darmabschnitte nötig ist. Den Ausgangspunkt der Forschung bildete die Frage, warum und wogegen Morbus Crohn-Patient:innen spezielle Antikörper entwickeln, die bei gesunden Menschen nicht vorkommen.

Die Antwort darauf fanden die Wissenschafter:innen im Vergleich zwischen Lymphknoten aus entzündeten und nicht entzündeten Dünndarmsegmenten der Patient:innen: Es zeigte sich, dass sich in von Morbus Crohn betroffenen Abschnitten eine bestimmte Art von Immunzellen (B-Zellen) in einer Menge und in einer Weise entwickelt, wie sie in den gesunden Darmsegmenten der Patient:innen nicht nachweisbar ist. "Schon ein paar Zentimeter neben den betroffenen Bereichen konnten wir diese veränderte Immunantwort nicht feststellen und damit auch keine pathologischen Antikörper finden", erklärt Studienleiter Lukas Unger. Die Besonderheit der Forschungsarbeit: Es ist die erste wissenschaftliche Auseinandersetzung mit B-Zell-Rezeptoren in Lymphknoten bei Morbus Crohn. Bisherige Untersuchungen beschränkten sich auf Blutproben, die die Immunantwort im Gewebe nur unzureichend darstellen.

Die Studienergebnisse bilden die Grundlage für weitere Forschungen, besonders zu den genauen Mechanismen und der Frage, wie diese veränderten B-Zell-Reaktionen bei Morbus Crohn-Patient:innen den klinischen Verlauf nach Operationen beeinflussen. Auf Basis der Erkenntnisse können zudem bereits in naher Zukunft neue Ansatzpunkte für therapeutische Maßnahmen gefunden werden. Die Studie wurde in Zusammenarbeit des MedUni Wien-Teams mit Kolleg:innen der University of Cambridge (GB) durchgeführt.

Die Ergebnisse wurden im Fachjournal "Cellular and Molecular Gastroenterology and Hepatology" publiziert.

Altered B-Cell Expansion and Maturation in Draining Mesenteric Lymph Nodes of Inflamed Gut in Crohn’s Disease