Hausärzt:in 07-08/2024

Magenkrebs: Neuer Biomarker zur Vorhersage des Rückfallrisikos identifiziert

Ein Forschungsteam unter Leitung der MedUni Wien hat einen prognostischen Marker erforscht, mit dem Patient:innen mit einem hohen Risiko für ein Wiederauftreten des Tumors identifiziert werden können. Die Ergebnisse könnten die personalisierte Therapie bei Magenkrebs verbessern.

Das Forschungsteam um Elisabeth Gruber, MD PhD (Universitätsklinik für Allgemeinchirurgie) und Prof. Dr. Lukas Kenner (Klinisches Institut für Pathologie) analysierte Tumorproben von 182 Patient:innen, die an MedUni Wien/AKH Wien wegen eines Magenkarzinoms operiert worden waren. Dabei legten sie den Fokus auf AF1Q – ein Gen, das ursprünglich in Verbindung mit Blutkrebsarten wie Leukämie entdeckt wurde und in der medizinischen Forschung mittlerweile für seinen Einfluss auf verschiedene zelluläre Prozesse bekannt ist, die zur Krebsentstehung und -ausbreitung beitragen. "In Zusammenhang mit Magenkrebs ist die Rolle von AF1Q bisher weitgehend unerforscht", so Gruber zur Ausgangslage. 

178 der 182 untersuchten Tumorproben (also 97,8 %) weisen moderat bis signifikant erhöhte AF1Q-Spiegel auf, die mit einem dementsprechend höheren Rückfallrisiko und geringeren Überlebenschancen assoziiert sind. "Damit qualifiziert sich AF1Q als vielversprechender Biomarker, mit dem die Prognose der Patient:innen besser eingeschätzt werden kann", erklärt Gruber. "Unsere Ergebnisse rechtfertigen die Erwägung, AF1Q in den diagnostischen Prozess einzubeziehen", hält Kenner fest. Bei der Untersuchung von Gewebeproben des Tumors könnte der neu identifizierte Marker mit berücksichtigt werden, um ein erhöhtes Rückfallrisiko frühzeitig zu erkennen und die Therapiemaßnahmen individuell anzupassen. 

Magenkrebs stellt weltweit die fünfthäufigste Tumorart und die vierthäufigste Krebstodesursache dar: Allein 2020 waren rund zehn Millionen Todesfälle darauf zurückzuführen. Die chirurgische Entfernung des Tumors gilt als Grundlage für die Heilung von Magenkrebs. Allerdings kommt es in Europa bei 38,8 % (Asien: 60 %) der Patient:innen innerhalb von zwei Jahren nach der Operation zu einem Rezidiv. "Unsere Studie kann helfen, die Nachsorge der Patient:innen zu optimieren und ihre Überlebenschancen zu erhöhen", betonen Gruber und Kenner die Relevanz der Erkenntnisse. 
 
Die Ergebnisse wurde im Fachmagazin "Scientific Reports" veröffentlicht. 
 
Gruber et al. (2024). Screening for oncogenic AF1q expression predicts disease recurrence in gastric cancer patients. Scientific Reports, 14(1). https://doi.org/10.1038/s41598-024-67058-x