Hausärzt:in 11/2024
Ärzt:in Assistenz 02/2024

Koronare Stents: Akute Entzündung verdreifacht Risiko für Stent-Thrombosen

In Österreich werden jährlich mehr als 26.000 koronare Stents zur Behandlung von Angina pectoris oder akuten Herzinfarkten implantiert. Diese sollen verengte Gefäße über Jahre offenhalten. Eine Studie der MedUni Wien zeigt erstmals, dass akute Entzündungen das Risiko für Stent-Thrombosen um das Dreifache erhöhen.

Die Forscher:innen analysierten Daten von 11.327 Patient:innen, die in den letzten zehn Jahren einen Stent aufgrund von atherosklerotischen Ablagerungen in den Herzkranzgefäßen erhielten. Die Implantation von koronaren Stents ist die häufigste Methode, um Verengungen, die zu Angina pectoris oder Herzinfarkt führen, zu behandeln. Dennoch kommt es bei 0,8 bis zwei Prozent der Patient:innen innerhalb von 30 Tagen nach dem Eingriff zu potenziell lebensbedrohlichen Stent-Thrombosen.

Die zentrale Erkenntnis der Studie ist, dass das Risiko für Stent-Thrombosen sich verdreifacht, wenn zum Zeitpunkt der Herzkatheter-Untersuchung eine akute Entzündung vorliegt. Diese wurde durch erhöhte Werte des Entzündungsmarkers C-reaktives Protein (CRP) und der Anzahl der weißen Blutkörperchen nachgewiesen. Routinemäßige Blutuntersuchungen vor der Herzkatheter-Untersuchung ermöglichen diese Feststellung.

Besonders riskant war die Rate an Stent-Thrombosen bei Patient:innen mit niedrigen Entzündungswerten (0,6 bis 1,1 Prozent). Bei Werten des CRP über 50mg/l oder einer Leukozytenzahl über 12 G/l stieg die Rate fast um das Dreifache auf 2,1 bis 2,8 Prozent an. Insbesondere Lungenentzündungen und Blutvergiftungen waren häufig mit Stent-Thrombosen verbunden.

Die Studienautoren, Konstantin Krychtiuk und Walter Speidl, betonen die Wichtigkeit, bei akuten Entzündungen nur dringend notwendige Stents zu implantieren, beispielsweise im Rahmen eines akuten Herzinfarkts. Ansonsten sollte der Eingriff verschoben werden, bis die Entzündung abgeklungen ist.

Geplant sind nun multizentrische Studien, um die Erkenntnisse zu bestätigen, bevor klinische Leitlinien entsprechend angepasst werden. 

Die Studie wurde im  American Heart Association (JAHA) publiziert

Association of Periprocedural Inflammatory Activation With Increased Risk for Early Coronary Stent Thrombosis