Hausärzt:in 10/2024

Frühkindliche Ernährung essenziell für lebenslange Gesundheit

Ab morgen steht der Rest der Woche unter dem Motto "Kindergesundheit": der 10. Kongress der europäischen pädiatrischen Fachgesellschaften (EAPS) findet im Austria Center Vienna (ACV) statt. Im Zuge dessen gab das ACV über eine Aussendung schon vorab wichtige Informationen zu neuen Erkenntnissen in der Pädiatrie.

"Die Ernährung in den ersten 1.000 Tagen im Leben eines Menschen prägen das gesamte Leben – viel stärker als bisher angenommen", sagt Dr. Berthold Koletzko, Leiter der Abteilung Stoffwechsel- und Ernährungsmedizin am Dr. v. Haunerschen Kinderspital, Klinikum der Universität München und Präsident der European Academy of Paediatrics. Deswegen sei das Neugeborenen-Screening besonders wichtig, da es ein rechtzeitiges Erkennen von Stoffwechselerkrankungen ermöglicht und so zukünftiger Leidensdruck vermindert werden kann. Was die Mutter zu sich nimmt und wie Eltern ihr Kind ernähren, wenn es auf der Welt ist, prägt es nachhaltig.

"Man kann sich das so vorstellen: Wie ein Computer einmal verdrahtet wird, so wird er später dann auch funktionieren. So hat beispielsweise das Kind einer adipösen Mutter auch ein deutlich erhöhtes Risiko, selbst im späteren Leben an Übergewicht oder Adipositas zu erkranken, eben weil die Funktion des kindlichen Organismus schon durch die Bedingungen im Mutterleib geprägt wird", weiß Koletzko. Die beste Ernährung für ein Baby sei nach wie vor die Muttermilch, denn Säuglinge, die gestillt werden, haben ein geringeres Risiko später an Adipositas zu erkranken, da es so einer Eiweißüberversorgung vorgebeugt wird. Außerdem dann das Risiko auch durch Füttern von Beikost mit einem geringen Eiweißgehalt und Vermeidung von Kuhmilchprodukten im ersten Lebensjahr verringert werden. Des Weiteren zeigen neue Studien, dass ein früherer Start mit Beikost Allergien verhindern könnte: "Im 4. bis 6. Lebensmonats des Kindes zeigt das Immunsystem offenbar ein wichtiges Zeitfenster für die Immun- und Toleranzentwicklung. Werden in diesem Alter mit der Beikost Lebensmittel wie Hühnereiweis, pürierte Nüsse, Weizen und Fisch eingeführt, können bis zu 60 % der Nahrungsmittelallergien im späteren Kindesalter verhindert werden", so Koletzko.

Auch die Art des "Auf-die-Welt-Kommens" kann einen Einfluss auf die spätere Gesundheit haben: Kaiserschnittkinder haben ein 20 – 30 % höheres Risiko später an Diabetes, Übergewicht oder immunologischen Erkrankungen zu leiden, da sie bei der Geburt nicht mit Milchsäurebakterien in Kontakt kommen, sondern mit Umgebungskeimen oder verwendeten Antibiotika. Das wiederum führt zu einer anderen Besiedelung des Darmmikrobioms.