Frauen seien, laut Studienleiterin Monika Ferlitsch von der Universitätsklinik für Innere Medizin III der MedUni Wien, von dieser Entwicklung nicht betroffen. Vielmehr erwies sich das Auftreten von Darmkrebs und seinen Vorstufen bei Männern zwischen 45 und 49 vergleichbar mit dem von um zehn Jahre älteren Frauen.
Insgesamt wurden Ergebnisse von 296.170 Koloskopien, die zwischen 2008 und 2018 bei 150.813 symptomlosen Frauen und 145.357 Männern durchgeführt wurden, analysiert. Das Durchschnittsalter betrug dabei 60 Jahre. 3,8 Prozent der Daten stammten von Unter-50-Jährigen.
Als besonders auffällig bei der Analyse erwies sich die steigende Prävalenz bestimmter, mit einem besonders hohen Krebsrisiko verbundener Darmpolypen bei jüngeren Männern. In Zahlen ausgedrückt, stieg die Prävalenz dieser Vorwölbungen der Darmschleimhaut von 4,0 Prozent im Jahr 2008 auf 5,2 Prozent im Jahr 2018 bei der Zielgruppe. Gleichzeitig wurde diese Art von Polypen bei Über-50-Jährigen 2008 bei 7,3 Prozent und 2018 nur noch bei 6,8 Prozent festgestellt.
"Die von uns erhobenen Fakten sind nicht auf die zunehmende Genauigkeit der Diagnostik zurückzuführen", sagt Ferlitsch. "Das sind eindeutige Zahlen, mit denen wir uns in der Prävention beschäftigen müssen."
Auf Basis der Evidenz rät das "Nationale Screening Komitee auf Krebserkrankungen" in Österreich zur Darmkrebsvorsorge mittels Darmspiegelung oder Blutstuhltest ab 45 und nicht wie bisher ab 50.
Die Forschungsergebnisse wurden aktuell in "JAMA Network Open" publiziert.
Colorectal Cancer and Precursor Lesion Prevalence in Adults Younger Than 50 Years Without Symptoms