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Bipolare Störung: Hirnregionen identifiziert, die die Reaktion auf Freude beeinflussen

Eine Studie von Forscher:innen des University College London zeigt, dass kurzzeitige Stimmungsschwankungen, selbst wenn sie nur wenige Sekunden dauern, die Reaktion des Gehirns auf angenehme Erfahrungen bei Menschen mit bipolarer Störung erheblich verändern.

Frühere Forschungen haben gezeigt, dass unsere Stimmung dazu führen kann, dass wir Ereignisse in einem positiveren oder negativeren Licht sehen. Diese "Eigendynamik" der Stimmung kann dazu führen, dass wir die Ereignisse und die Entscheidungen, die wir treffen, verzerrt wahrnehmen. Die aktuelle Studie ergab, dass Menschen mit bipolarer Störung anfälliger für diese Stimmungsschwankungen sind. Zudem haben die Forscher:innen auch die Verbindungen im Gehirn entdeckt, die diesen Effekt der Stimmungsschwankungen auslösen. 

Das Forschungsteam untersuchte, was in den Gehirnen von Menschen mit bipolarer Störung passiert, während sie ein computergesteuertes Roulettespiel spielten, bei dem sie gute und schlechte Ergebnisse erlebten. Sie verwendeten die funktionelle Magnetresonanztomographie (fMRI), um die Gehirne von 21 Teilnehmer:innen mit bipolarer Störung und 21 Kontrollteilnehmer:innen während des Spiels zu scannen und die neuronalen Reaktionen in Momenten des Gewinnens und Verlierens zu verfolgen. Dabei wurde das Ausmaß gemessen, in dem diese "Belohnungssignale" im Gehirn durch Mikro-Stimmungsschwankungen innerhalb weniger Sekunden beeinflusst wurden. 

Während Zeiten des Aufschwungs (einer Reihe von Siegen) beobachtete das Team bei beiden Gruppen eine erhöhte neuronale Aktivität in der vorderen Insula, einem Bereich des Gehirns, der mit vorübergehenden Stimmungszuständen in Verbindung gebracht wird. Allerdings zeigten nur Teilnehmer:innen mit bipolarer Störung einen ausgeprägteren Einfluss dieses Impulses auf ihre Wahrnehmung von nachfolgenden Gewinnen und Verlusten. Die Forscher:innen beobachteten eine verstärkte Aktivierung in ihrem Striatum, einer Hirnregion, die auf angenehme Erfahrungen reagiert. Zudem stellten sie fest, dass die Kommunikation zwischen Striatum und anteriore Insula bei Teilnehmer:innen mit bipolarer Störung reduziert war.

"In der Kontrollgruppe feuern Insula und Striatum gemeinsam, was darauf hindeutet, dass die Teilnehmer:innen besser in der Lage waren, bei der Wahrnehmung von Belohnungen in der Aufgabe ihre 'Stimmung im Kopf' zu behalten. Bei Teilnehmer:innen mit bipolarer Störung war das Gegenteil der Fall: Wenn eine höhere Dynamik auftrat, waren sie weniger in der Lage, diese von den Belohnungen, die sie als aufregend empfanden, zu trennen", so Dr. Hestia Moningka, Mitautorin der Studie.

Die Ergebnisse wurden im Journal "Biological Psychiatry Global Open Science" publiziert.

Moningka, H., & Mason, L. (2024). Misperceiving momentum: computational mechanisms of biased striatal reward prediction errors in bipolar disorder. Biological Psychiatry Global Open Science, 100330. https://doi.org/10.1016/j.bpsgos.2024.100330