Hausärzt:in 11/2024
Ärzt:in Assistenz 02/2024

Bestrahltes Herz: Neue Ansätze in der Krebstherapie

Die Strahlentherapie entwickelt sich stetig weiter. Was früher undenkbar war, ist heute am Ordensklinikum Linz Barmherzige Schwestern gelungene Praxis: Ein Patient kam wegen Herzmetastasen in die Radioonkologie und konnte erfolgreich behandelt werden.

Jedes Jahr werden in der Radioonkologie im Ordensklinikum Linz Barmherzige Schwestern, der größten Strahlentherapie-Abteilung in Oberösterreich, etwa 65.000 Bestrahlungen durchgeführt. Die Behandlung erfolgt mit hochenergetischen Röntgenstrahlen, um auch in der Tiefe gute Wirkung zu erzielen. "Man erzeugt dabei DNA-Schäden in der Tumorzelle, die sie zum Absterben bringen, beziehungsweise am Weiterwachsen hindern", erklärt Prof. Hans Geinitz, Leiter der Radioonkologie. Die Bestrahlung rund um das Herz gilt als besondere Herausforderung.

Herzmetastasen sind selten und können je nach Ausdehnung lebensgefährlich sein. Auch für Franz Rechberger (67) aus Linz war die Situation sehr kritisch: Er erhielt kurz nach seiner Pensionierung die Diagnose Ohrspeicheldrüsenkrebs und wurde mehrfach operiert und bestrahlt. Ungefähr zwei Jahre später entdeckte man eine Herzmetastase, die sich vor allem in den Vorhöfen ausgebreitet hatte. "Der Patient hatte bereits eine schlechte Herzleistung und das Risiko für Herzrhythmusstörungen war hoch", berichtet Radioonkologe Oberarzt Lukas Kocik. Nach einem eingehenden Beratungsgespräch entschied sich Rechberger für die Bestrahlung. "Es gab keine Alternative. Ich hatte Wasser in der Lunge und bekam daher im Liegen keine Luft mehr", erinnert er sich. In enger Zusammenarbeit mit den Ärzt:innen der Kardiologie und der Internistischen Onkologie erfolgte die Bestrahlung des Herzens. "Die Dosis war sehr hoch, um den Tumor langfristig kontrollieren zu können. Wir entschieden uns für zehn Sitzungen innerhalb von zwei Wochen, bereits in dieser Zeit kam es zu einer deutlichen Besserung der Atemnot", so Geinitz. Gleichzeitig erhielt der Patient eine Immuntherapie, die Rechberger nun seit einem dreiviertel Jahr ausgesetzt hat. Rund um das Herz ist auf den CT-Bildern nur noch Restgewebe zu sehen, das nicht wächst. 

Die Radioonkologie entwickelt sich aber nicht nur im Bereich des Herzens stetig weiter. "Früher wurden fast alle Tumore mit der gleichen Dosis pro Sitzung bestrahlt, nun gibt es immer mehr Daten, die zeigen, dass man bei vielen Tumoren auch mit höheren Dosen pro Fraktion und weniger Sitzungen behandeln kann. In einigen Fällen ist das sogar schonender und in jedem Fall steigern kurze Behandlungsschemata den Patientenkomfort", erläutert Geinitz. Zudem besteht hierdurch die Möglichkeit, die Bestrahlung zwischen den Chemotherapie-Zyklen zu platzieren. Ein weiteres, neues Konzept, ist die gezielt inhomogene Bestrahlung des Tumors, bei der einzelne Regionen innerhalb des Tumors mit höheren Dosen behandelt werden als der Rest des Krebses. Diese Behandlung werde insbesondere dann angeboten, wenn die Tumoren zu groß sind, als dass man sie im Ganzen mit einer hohen Dosis bestrahlen könnte.