Hausärzt:in 11/2024
Ärzt:in Assistenz 02/2024

Erste Studie zur Lebenserwartung autistischer Menschen

Forscher:innen der University College London (UCL) bestätigten in ihrer Studie eine mögliche verkürzte Lebenserwartung von Personen mit einer Autismus-Spektrum-Störung. Die Zahl der verlorenen Lebensjahre sei zwar nicht so hoch wie bisher angenommen, nichtsdestotrotz brauche es Anpassungen in der Gesundheitsversorgung.

Das Team untersuchte anonymisierte Daten von Personen in Großbritannien (GB), die zwischen 1989 und 2019 eine Autismusdiagnose erhalten hatten. Differenziert wurden 17.130 autistisch diagnostizierte Personen ohne Lernbehinderung und 6.450 autistisch diagnostizierte Teilnehmer:innen mit Lernbehinderung. Anschließend verglich man diese Gruppen mit Menschen gleichen Alters und Geschlechts, bei denen kein Autismus diagnostiziert worden war.

Die Forscher:innen fanden heraus, dass autistische Männer ohne Lernbehinderung eine durchschnittliche geschätzte Lebenserwartung von 74.6 Jahren hatten, bei Frauen kam man auf etwa 76.8 Jahre. Davor war von einer geschätzten Lebenserwartung von 71.7 Jahren bei Männern und 69.6 Jahren bei Frauen die Rede. Die Zahlen stehen im Vergleich zur üblichen Lebenserwartung in GB von etwa 80 Jahren bei Männern und etwa 83 Jahren bei Frauen.

Die Ergebnisse liefern laut Expert:innen den ersten Beweis dafür, dass die Wahrscheinlichkeit eines vorzeitigen Todes bei diagnostizierten Autist:innen im untersuchten Zeitraum höher war, als bei Menschen ohne Autismus-Diagnose.

Dies weise auf die dringende Notwendigkeit hin, Ungleichheiten anzugehen, von denen Autist:innen überproportional betroffen seien, so die Forscher:innen. Autistische Menschen benötigen demnach Anpassungen, um einen gleichberechtigten Zugang zu Gesundheitsversorgung, Beschäftigung und kommunaler Unterstützung zu gewährleisten. Beispielsweise falle es einigen autistischen Menschen schwer, zu erklären, wenn sie Schmerzen verspüren. Das wiederum könne dazu führen, dass gesundheitliche Probleme unentdeckt bleiben.

Nun müsse man in weiteren Studien die genauen Ursachen für die verkürzte Lebenserwartung herausfinden.

Die Studie wurde im Fachmagazin The Lancet Regional Health – Europe veröffentlicht.

Estimating life expectancy and years of life lost for autistic people in the UK: a matched cohort study