Rund 80 % der Bewohner:innen in Pflege-und Altersheimen leiden an Schmerzen, ohne dass angemessene Maßnahmen zur Schmerzlinderung ergriffen werden – das bestätigt eine kürzlich durchgeführte Überprüfung durch die Volksanwaltschaft. Der Neurochirurg und Präsident der Österreichischen Schmerzgesellschaft Univ.-Prof. Dr Wilhelm Eisner erklärt: "Es ist ein strukturelles Problem, dass Menschen am Ende ihres Lebens unter Schmerzen leiden müssen. Wir benötigen dringend ein umfassendes Umdenken und konkrete Maßnahmen, um diese Missstände zu beheben. Es ist unsere ethische Pflicht, Schmerzleiden ernst zu nehmen und adäquat darauf zu reagieren. Schmerzmanagement muss eine Priorität in der medizinischen Versorgung und Ausbildung sein, denn jeder Mensch hat das Recht auf eine würdevolle und schmerzfreie letzte Lebensphase." Dabei sieht er eine Herausforderung darin, dass Ärzt:innen nicht immer in Heimen anwesend seien. "Wenn täglich jemand anwesend ist, könnten Schmerzen und dahinterliegende Krankheiten viel besser erkannt und aufgefangen werden", so Eisner.
Prim. Univ.-Prof. Dr. Rudolf Likar, Generalsekretär der Österreichischen Schmerzgesellschaft, betont die Forderungen der Österreichischen Schmerzgesellschaft: "Wir fordern mehr ausgebildetes Personal in Alten- und Pflegeheimen, regelmäßige Fortbildungen und Schulungen im Bereich Schmerzmanagement und ein personenunabhängige Suchmittelnotfalldepots, auf die zurückgegriffen werden kann, wenn gerade keine Ärzt:in verfügbar ist."
Zudem wird auf die Notwendigkeit hingewiesen, die Schmerzbehandlung an die spezifischen Bedürfnisse von Frauen und Männern anzupassen, da geschlechtsspezifische Unterschiede in der Schmerzwahrnehmung und -verarbeitung bestehen. "Derzeit basiert die Schmerztherapie auf Studien, die mittelalterliche, normalgewichtige Männer als Probanden verwendet. Die Wissenschaft weiß aber mittlerweile, dass Frauen Schmerzen generell anders wahrnehmen, daher brauchen wir Studien mit Männern, Frauen und Kindern", erklärt Wilhelm Eisner.