Bei extrazellulären Vehikeln (EVs) handelt es sich um membranumhüllte Strukturen, die von Zellen abgeschnürt werden und biologisch aktive Moleküle wie Proteine, Lipide und Nukleinsäuren enthalten können. Es ist ihnen möglich, mit anderen Zellen zu interagieren und deren Funktion zu beeinflussen. Durch ihre Fähigkeit, Immunreaktionen auszulösen, könnten EVs von EcO83 eine neue Klasse von postbiotischen Therapeutika darstellen. Sie wurden in der Studie isoliert und gemäß den Minimal Information for Studies of Extracellular Vesicles (MISEV)-Richtlinien charakterisiert. In vitro- und in vivo-Experimente zeigten: EVs von EcO83 gehen eine Wechselwirkung mit humanen Nasenepithelzellen ein. Sie lösen eine Immunantwort in der Nasenschleimhaut sowie eine Rekrutierung von Entzündungszellen in die Lunge aus. Ein bestimmter Signalweg wird aktiviert, der eine Schlüsselrolle in der Regulierung von Entzündungsreaktionen spielt. Auch die Produktion von Stickstoffmonoxid (NO) wird angekurbelt – einem Molekül, das wichtige Funktionen im Immunsystem erfüllt.
"Die Ergebnisse unserer Studie könnten die Entwicklung von innovativen Therapien vorantreiben, die sich auf die Behandlung und Prävention von allergischen Reaktionen und anderen entzündlichen Erkrankungen konzentrieren", so Studienleiterin Irma Schabussova (Zentrum für Pathophysiologie, Infektiologie und Immunologie, Institut für Spezifische Prophylaxe und Tropenmedizin, MedUni Wien). EVs als postbiotische Therapeutika würden die Risiken lebender Probiotika minimieren und gleichzeitig deren immunmodulatorische Eigenschaften beibehalten. Die Sicherheit und Effektivität von Behandlungen könnte dadurch erhöht werden.
Die Ergebnisse der Studie wurden im "Journal of Extracellular Vesicles" publiziert.
Razim et al. (2024). Bacterial extracellular vesicles as intranasal postbiotics: Detailed characterization and interaction with airway cells. Journal of Extracellular Vesicles, 13(10). https://doi.org/10.1002/jev2.70004