Hausärzt:in 11/2024
Ärzt:in Assistenz 02/2024

Organtransplantationen: Neue Erkenntnisse zur Vermeidung von Abstoßungsreaktionen

Ein Forschungsteam der MedUni Wien unter der Leitung von Thomas Wekerle hat Mechanismen entschlüsselt, die trotz der Verwendung neuester immunsuppressiver Medikamente zur Abstoßungsreaktion führen. Diese Erkenntnisse zeigen neue therapeutische Möglichkeiten auf, wie in Zukunft solche Abstoßungsreaktionen verhindert werden könnten.

Bei Costimulationsblockern handelt es sich um eine neue Klasse an immunsuppressiven Medikamenten, die bei der Nierentransplantation angewendet werden. Klinisch werden sie trotz mehrerer Vorteile selten eingesetzt, da sie mit dem Auftreten einer erhöhten Rate an Abstoßungsreaktionen verbunden sind. Warum Abstoßungsreaktionen mit Costimulationsblockern häufiger vorkommen, selbst wenn man sie mit einer T-Zell depletierenden Induktionstherapie (ATG) kombiniert, war bisher unklar.

Gemeinsam mit Heinz Regele (Klinisches Institut für Pathologie) und Sophia Derdak (Core Facilities der MedUni Wien) hat das Forschungsteam von Thomas Wekerle von der Klinischen Abteilung für Transplantation (Universitätsklinik für Allgemeinchirurgie) die Mechanismen, die für dieses Phänomen verantwortlich sind, untersucht. Dabei haben sie im Tiermodell die Balance zwischen den Effektor-T-Zellen (Teff), die Abstoßungen verursachen, und den regulatorischen T-Zellen (Treg), die Abstoßungen verhindern, analysiert. Sie stellten fest, dass ATG-Therapie zusätzlich zu Costimulationsblockade die Balance zwischen Teff und Treg nur in der Peripherie (z.B. in der Milz), nicht aber im transplantierten Organ, dem entscheidenden Ort, positiv beeinflusst. Dabei spielt das entzündungsfördernde Zytokin Interleukin-6 eine wichtige Rolle. Die Forscher:innen konnten zeigen, dass die zusätzliche Blockade von Interleukin-6 die Balance von Teff zu Treg im transplantierten Organ positiv beeinflusst und dadurch die Abstoßung des Transplantats verhindert wird. 

Da Medikamente zur Interleukin-6 Blockade bereits klinisch für die Behandlung anderer Erkrankungen zugelassen sind, haben diese Ergebnisse ein hohes Potenzial für eine klinische Umsetzung. "Unsere Resultate bringen einen wichtigen Einblick in die komplexen Mechanismen der Transplantatabstoßung und zeigen neue Wege, wie in Zukunft Transplantate noch besser geschützt werden könnten", so Moritz Muckenhuber, der Erstautor der Arbeit.

Die Ergebnisse wurden im Fachjournal "Nature Communications" veröffentlicht.

Muckenhuber, M., Mengrelis, K., Weijler, A.M. et al. (2024). IL-6 inhibition prevents costimulation blockade-resistant allograft rejection in T cell-depleted recipients by promoting intragraft immune regulation in mice. Nat Commun 15, 4309. https://doi.org/10.1038/s41467-024-48574-w