Hausärzt:in 11/2024
Ärzt:in Assistenz 02/2024

Gebärmutterhalskrebs: Neuer DNA-basierter Test zur Früherkennung

Das EUTOPS-Institut der tirol kliniken und der Universität Innsbruck hat gemeinsam mit dem Karolinska Institut in Stockholm einen neuen Test zur Früherkennung von Gebärmutterhalskrebs entwickelt, der bisher etablierte Methoden an Genauigkeit übertrifft.

Jährlich werden weltweit 660.000 Frauen mit einem invasiven Gebärmutterhalskrebs diagnostiziert und 350.000, zum Großteil junge Frauen, sterben an dieser Erkrankung. Beim aktuellen Verfahren zum Screening auf Gebärmutterhalskrebs – der bekannte, jährliche PAP Abstrich – wird die Zellform unter dem Mikroskop beurteilt. Dementsprechend sind die Ergebnisse stark Betrachter:innen-abhängig. Der neu entwickelte WID-qCIN-Test basiert auf objektiven Analysen der DNA, ist also Betrachter:innen-unabhängig und damit weniger fehleranfällig. "Der WID-qCIN-Test analysiert ausgewählte DNA-Regionen in einem Gebärmutterhalsabstrich und folgt dabei einem hochdurchsatzfähigen, automatisierbaren und objektiven Probenauswertungssystem", so Martin Widschwendter, Leiter des European Translational Oncology Prevention and Screening Institute (EUTOPS). 

Daten von rund 28.000 Frauen aus dem Großraum Stockholm, die zwischen Jänner und März 2017 zum schwedischen Gebärmutterhals-Screening eingeladen waren, konnten im Rahmen der Studie ausgewertet werden. Bei der Detektion der beiden am stärksten krebserregenden HPV-Subtypen, HPV16 und HPV18, wurden laut Studie lediglich 58.9 % der Frauen mit schweren Krebsvorstufen, sogenannte CIN3, erkannt. Der Nachweis von HPV16/18 in Kombination mit einem positiven WID-qCIN Testergebnis detektierte hingegen 93.4 % aller CIN3 und 100 % aller invasiven Karzinome, die innerhalb von 12 Monaten nach Probenentnahme diagnostiziert wurden. Weiters zeigte sich, dass 210 Patientinnen, die 2017 einen vollkommen unauffälligen Befund (PAP-Zytologie oder Gebärmutterhalsspiegelung) aufwiesen, 13-72 Monate nach der Probenentnahme mit Gebärmutterhalskrebs oder entsprechenden Krebsvorstufen diagnostiziert worden waren. Zytologische Verfahren konnten dabei nur 18 % dieser Erkrankungen korrekt vorhersagen, während die Kombination aus HPV16/18 und WID-qCIN Testungen hingegen 69 % aller Fälle vorab erkennen konnte.

Schon im Herbst 2023 konnte das Forschungsteam um Widschwendter in der Fachzeitschrift "The Lancet Oncology" einen weiteren Test zur Früherkennung von Gebärmutterkörperkrebs vorstellen. Der WID-qEC Test ist für Patientinnen, die sich wegen abnormen Blutungen an Gynäkolog:innen wenden, bereits seit März 2024 in Österreich und zukünftig auch in der Schweiz verfügbar. Mittels der beiden Testverfahren WID-qCIN und WID-qEC hofft das Team, zukünftig einen Großteil aller bösartigen Tumore mit Ursprung in der Gebärmutter früh genug erkennen zu können, sodass aggressive Therapien weitestgehend vermieden und Patientinnen ohne wesentliche Einschränkung der Lebensqualität diese Erkrankungen überleben können.

Die Ergebnisse der Studie wurden in der Fachzeitschrift "Nature Medicine" publiziert.

Schreiberhuber, L., Barrett, J.E., Wang, J. et al. (2024). Cervical cancer screening using DNA methylation triage in a real-world population. Nat Med. https://doi.org/10.1038/s41591-024-03014-6