Hausärzt:in 11/2024
Ärzt:in Assistenz 02/2024

FSME: Eine Erkrankung kann langfristige Auswirkungen haben

Umso wichtiger ist es, dass sich Patient:innen impfen lassen. Wer sich regelmäßig auffrischen lässt, muss sich über die Frühsommer-Meningoenzephalitis und ihre Auswirkungen keine Sorgen machen.

2020 wurden in Europa fast 4.000 FSME-Fälle gemeldet. Allein in Österreich werden jedes Jahr zwischen 100 und 250 hospitalisierte Erkrankungsfälle registriert. "Die vielen leichten Erkrankungen werden oft gar nicht als FSME diagnostiziert und sind da noch gar nicht dabei", so Priv.Doz.in Dr.in Bettina Pfausler, leitende Oberärztin an der Universitätsklinik für Neurologie der Medizinischen Universität Innsbruck. 

Die Bandbreite der Erkrankungen reicht von einem Gefühl der Sommergrippe bis zu hin zu schweren Entzündungen des Gehirns und des Rückenmarks. "Glücklicherweise verläuft die Erkrankung selten ganz schwer, meist als Gehirnhautentzündung. Bei schweren Verläufen, insbesondere bei Infektionen des Rückenmarks können die Symptome einer Kinderlähmung ähneln, weswegen man hier auch von einer 'Polio-like' Erkrankung spricht", erklärt Pfausler. "Oft müssen Betroffene bei dieser Erkrankungsform langfristig – auch zu Hause – künstlich beatmet werden. Die Sterblichkeit liegt in diesem Fall bei 30 %, eine vollständige Erholung ist meist nicht mehr möglich."

In einer Studie mit mehreren hundert diagnostizierten FSME-Patient:innen in Deutschland wurde zudem festgestellt, dass eine rasche, komplette Erholung nach einer FSME-Erkrankung nicht nur bei den ganz schweren Verlaufsformen oft Wunschdenken bleibt. In Telefoninterviews nach drei Monaten gab nicht einmal ganz die Hälfte an, sich bereits vollständig erholt zu haben. Nach 18 Monaten waren es immerhin zwei Drittel (67,3 %) der Befragten. Laut Studie ist Fatigue (anhaltende Müdigkeit und tiefe Kraftlosigkeit) das häufigste Symptom in der Akutphase (91 %), gefolgt von Kopfschmerzen und Störungen der Balance. Häufig sind auch allgemeine Schwäche und Konzentrationsstörungen. Auch die Gesellschaft würde unter den FSME-Erkrankungen und ihren Folgen leiden, so kommt es zu Einschränkungen im Job, Arbeitsausfällen sowie Frühpensionierungen. 

"Das alles lässt sich verhindern", macht Neurologin Pfausler deutlich. "Das Einzige, das man tun muss, ist, sich impfen zu lassen und rechtzeitig zur Auffrischung zu gehen. Alle fünf Jahre bis zum Alter von 60, alle drei Jahre danach." Da die Aussagekraft ähnlich wie bei COVID-19 äußerst begrenzt sei, hält sie eine Titerbestimmung für nicht sinnvoll: "Wir mussten schon Personen mit FSME im Spital behandeln, deren Impftiter kurz vorher noch als ausreichend hoch bezeichnet worden war."