"Wir appellieren an die Abgeordneten aller im Nationalrat vertretenen Parteien, heute gegen die Entwicklung hin zur Konzernmedizin und damit im Sinne der Patientinnen und Patienten zu stimmen und unser ausgezeichnetes Gesundheitssystem nicht aufs Spiel zu setzen", so der Appell von Johannes Steinhart, Präsident der Österreichischen Ärztekammer (ÖÄK). Im Nationalrat soll heute eine Gesundheitsreform beschlossen werden, die einen gefährlichen Schritt in Richtung Konzernmedizin darstellt und internationalen Konzernen die Tore öffnen würde.
In Europa und außereuropäischen Ländern haben nationale und internationale Konzerne bereits die Versorgung im ambulanten Bereich übernommen. Eine solche Entwicklung würde in Österreich eine enorme Beeinträchtigung der freiberuflichen Ärzt:innen bedeuten, da diese mit der Kapitalkraft der Konzerne nicht mithalten werden können und vom Markt verdrängt werden. Dies wäre eine massive Erschütterung für das Gesundheitssystem. Die Ärztekammer Wien appelliert an den Nationalrat, dieses Drohszenario abzuwenden.
Steinhart erklärt, dass sich am Beispiel Deutschland zeigen würde, dass die Öffnung der Medizin hin zu Großkonzernen eine massive Verschlechterung der Versorgung der Patient:innen bedeuten würde, da ihnen gewisse Leistungen aufgrund ökonomischer Interessen vorenthalten werden, die keinen Gewinn abwerfen. Anhand von internationalen Beispielen sei erkennbar, dass bei einer konzerngetriebenen Medizin wirtschaftliche Interessen klar über den Interessen der Patient:innen stehen. Konzerne würden zwar zu Beginn versuchen, günstige Angebote zu bieten. Sobald sie jedoch eine gewisse Marktgröße erreichen und die Politik auf die Versorgung der Konzerne angewiesen ist, würden die geforderten Tarife in die Höhe schießen, warnt der Präsident der Österreichischen Ärztekammer abschließend.