Die langjährige Annahme, dass das Immunsystem von Neugeborenen nur eine unreife Version desselben Systems bei Erwachsenen sei, wurde nun durch die jüngsten Untersuchungen in Frage gestellt. Die T-Zellen, die für die Immunabwehr entscheidend sind, wurden in ihrer Fähigkeit, Krankheiten abzuwehren, unterschätzt - die Forscher:innen fanden heraus, dass die T-Zellen von Neugeborenen, die oft als weniger effektiv angesehen wurden, tatsächlich die von Erwachsenen in der Abwehr zahlreicher Infektionen übertreffen.
Dabei wurden die früheren Annahmen durch die COVID-19-Pandemie zusätzlich in Frage gestellt, als überraschenderweise auffallend wenige Säuglinge während der Pandemie von Krankheiten betroffen waren.
Dies führte zu einem dringenden Bedarf an einer genaueren Untersuchung der Immunantwort von Neugeborenen. Durch die Analyse der T-Zellen entdeckte man, dass diese nicht nur unterschiedliche Funktionen haben als die von Erwachsenen, sondern auch einen spezialisierten Mechanismus zur Abwehr von Infektionen besitzen. Während erwachsene T-Zellen eine adaptive Immunität nutzen und spezifische Keime erkennen, aktivieren sich neugeborene T-Zellen durch Proteine, die mit der angeborenen Immunität verbunden sind. Dies ermöglicht es ihnen, in den allerersten Stadien einer Infektion zu reagieren und sich gegen eine Vielzahl unbekannter Erreger zu verteidigen.
"Unsere Arbeit zeigt, dass neonatale T-Zellen nicht beeinträchtigt sind, sie unterscheiden sich lediglich von erwachsenen T-Zellen, und diese Unterschiede spiegeln wahrscheinlich die Art von Funktionen wider, die für den Wirt in bestimmten Lebensphasen am nützlichsten sind", so die Forscher:innen. Diese Erkenntnisse könnten nicht nur das Verständnis darüber, warum Säuglinge und Erwachsene unterschiedlich auf Infektionen reagieren, klären, sondern auch neue Wege für therapeutische Anwendungen eröffnen.
Die Studie wurde im Journal Science Immunology veröffentlicht.
The gene regulatory basis of bystander activation in CD8+ T cells