Mit fortschreitender Entwicklung wird Prostatakrebs zunehmend aggressiv, sodass es zur Metastasenbildung kommen kann. Der Tumor ist in dieser Form schwer zu behandeln, was sich in hohen Sterberaten niederschlägt: In Österreich führt Prostatakrebs die Statistik der häufigsten Krebserkrankung bei Männern seit Jahrzehnten an. Rund 6.000 Neuerkrankungen und 1.300 Todesfälle werden jährlich infolge von Prostatakarzinomen registriert.
Die komplexen molekularen Vorgänge, die zum Fortschreiten der Krebserkrankung führen, wurden von der Wissenschaft noch nicht restlos geklärt. Diesbezüglich wird das JUN genannte Protein als ein möglicher Treiber des Tumorwachstums intensiv beforscht. "Zahlreiche Studien haben gezeigt, dass JUN bei Krebs übermäßig produziert wird. So wurde ein Zusammenhang zwischen Tumorwachstum und hohem JUN-Spiegel hergestellt", erklärt Lukas Kenner (Klinisches Institut für Labormedizin der MedUni Wien, Abteilung für Labortierpathologie der Vetmeduni) den Hintergrund der aktuellen Studie.
In Zusammenarbeit mit nationalen und internationalen Partner:innen wurde in der Forschungsarbeit nachgewiesen, dass bei Prostatakrebs das Gegenteil der Fall ist: Die Untersuchungen am Mausmodell und an klinischen Proben ergaben, dass das Fortschreiten von Prostatakrebs nicht beschleunigt, sondern verlangsamt wird, wenn JUN in hohem Maß vorhanden ist. Umgekehrt beobachteten die Forscher:innen, dass der Tumor schneller wächst, wenn das Protein fehlt. Bereits in den 1980er Jahren entdeckte man, dass JUN eine wichtige Rolle bei der Aktivierung von Genen und verschiedenen Prozessen wie dem Zellwachstum spielt. "Bei unseren Untersuchungen haben wir festgestellt, dass JUN wesentlich an der Regulation von Prostatakrebs beteiligt ist, indem es die Immunantwort des Körpers beeinflusst", erläutert Sabine Lagger, Abteilung für Labortierpathologie der Vetmeduni, die aktuell erforschten Zusammenhänge. Wenn das Protein fehlt, wird die Rekrutierung bestimmter Immunzellen in der Mikro-Umgebung des Tumors beeinträchtigt, was zum beschleunigten Krebswachstum führt.
"Unsere Forschung deutet darauf hin, dass die Aktivierung von JUN möglicherweise eine vielversprechende Therapieoption sein könnte, um das Fortschreiten von Prostatakrebs zu verlangsamen", fassen Lagger und Kenner zusammen.
Die Ergebnisse wurden im Journal "Molecular Cancer" publiziert.
Redmer et al. (2024). JUN mediates the senescence associated secretory phenotype and immune cell recruitment to prevent prostate cancer progression. Molecular Cancer, 23(1). https://doi.org/10.1186/s12943-024-02022-x