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MedUni Wien: Neues Phytocannabinoid in Duftveilchen entdeckt

Ein Forschungsteam um Assoc. Prof. Priv.-Doz. Dr. Christian Gruber, PhD, von der MedUni Wien hat ein neues Phytocannabinoid in Duftveilchen (Viola odorata) entdeckt. Die Substanz könnte aufgrund ihrer besonderen Eigenschaften die Entwicklung neuartiger Medikamente zur Behandlung von Autoimmunerkrankungen, Schmerzen oder chronischen Entzündungen ermöglichen.

Das Forschungsteam um Christian Gruber vom Zentrum für Physiologie und Pharmakologie der MedUni Wien konzentrierte sich auf einen bestimmten zellulären Rezeptor, der eine wichtige Rolle bei der Regulation des Immunsystems spielt und aktuell in der Wissenschaft als große Hoffnung, z. B. in der Schmerzbehandlung oder Wundheilung gilt. Der Cannabinoid-Typ-2-Rezeptor (CB2R), der im Gegensatz zum Cannabinoid-Typ-1-Rezeptor (CB1R) nicht mit psychoaktiven Wirkungen von Cannabinoiden in Verbindung gebracht wird, kann immunmodulierende und entzündungshemmende Prozesse in Gang setzen, sobald er aktiviert wird. 

"Trotz intensiver Forschung zur Entwicklung von CB2R-selektiven Therapeutika, hat bisher keines den strengen präklinischen Bewertungen standgehalten, sodass es aktuell keinen derartigen Arzneistoff gibt", erklärt Christian Gruber die Ausgangslage. Das Forschungsteam entdeckte auf der Suche nach Substanzen, die mit CB2R interagieren, einen bisher unbekannten Wirkstoff in Duftveilchen. "Wie unsere Untersuchungen zeigten, wirkt das isolierte Phytocannabinoid-Peptid namens vodo-C1 als vollwertiger Agonist am CB2R", schildert Erstautorin Nataša Tomašević vom Zentrum für Physiologie und Pharmakologie der MedUni Wien. Dies bedeutet, dass das pflanzliche Cannabinoid selektiv an den CB2R bindet und diesen aktivieren kann, ohne dabei den Cannabinoid-Typ-1-Rezeptor anzuregen, welcher psychoaktive Wirkungen auslöst.

In Zusammenarbeit mit der Universität Wien (Institut für Biologische Chemie) wurden basierend auf diesen Erkenntnissen bestimmte Peptid-Substanzen entwickelt (sog. allosterische Modulatoren), die die Wirkung von (endogenen) Cannabinoiden verstärken können, indem sie die Aktivität des CB2-Rezeptors gezielt beeinflussen. "Damit eröffnet unsere Forschung neue Möglichkeiten für die Entwicklung von CB2R-basierten Medikamenten mit weniger Nebenwirkungen", blickt Gruber in die Zukunft der Pharmakologie.

Die Studienergebnisse wurden im "Journal of Biological Chemistry" veröffentlicht.

Tomašević et al. (2024) Discovery and development of macrocyclic peptide modulators of the cannabinoid 2 receptor. Journal of Biological Chemistry/the Journal of Biological Chemistry, 107330. https://doi.org/10.1016/j.jbc.2024.107330