Hausärzt:in 11/2024
Ärzt:in Assistenz 02/2024

50 Jahre Mutter-Kind-Pass: ein Meilenstein der Gesundheitsvorsorge

Die Österreichische Ärztekammer blickt zurück auf fünf Jahrzehnte Mutter-Kind-Pass (heute: Eltern-Kind-Pass). Der Pass zur gesundheitlichen Vorsorge für Schwangere und Kinder sei "ein medizinhistorischer Meilenstein".

"Der Mutter-Kind-Pass war und ist ein medizinhistorischer Meilenstein mit enormer positiver Auswirkung", strich OMR Dr. Johannes Steinhart, Präsident der Österreichischen Ärztekammer, auf einer Pressekonferenz die Bedeutung des Mutter-Kind-Passes heraus. Dieser wurde von der damaligen Gesundheitsministerin Ingrid Leodolter unter sehr intensiver Einbeziehung der Ärztekammer ins Leben gerufen und seither stetig weiterentwickelt und verbessert, erinnerte Steinhart. Die Ärztekammer hat vor einigen Jahren eine eigene Mutter-Kind-Pass-Kommission gegründet und damit zu einer qualitätsvollen und wissenschaftsbasierten Anpassung des Mutter-Kind-Passes beigetragen. "Es ist erfreulich, dass die Politik auch die zukünftige hohe Bedeutung des Mutter-Kind-Passes erkennt und ihn finanziell besser ausstattet. Seit dem Vorjahr stehen zusätzliche 17 Millionen Euro pro Jahr zur Verfügung, und jetzt geht es darum, diese zusätzlichen Mittel vernünftig und bestmöglich im Sinne von Müttern und Kindern einzusetzen", so Steinhart.

Die Einführung des Mutter-Kind-Passes sei ein Meilenstein in der Gesundheitsvorsorge, betonte auch OMR Dr. Edgar Wutscher, Vizepräsident der Österreichischen Ärztekammer und Bundeskurienobmann der niedergelassenen Kurie: "Er ist ein Vorbild für gelungene Vorsorgemedizin und nimmt auch heute noch eine Spitzenposition in der Europäischen Präventionsmedizin ein". Besonders in den ländlichen Gebieten betreuen die Allgemeinmediziner:innen Schwangere und Kinder im Rahmen des Mutter-Kind-Passes. Weiters spielen sie eine wichtige Rolle bei der "Internen Untersuchung", die zwischen der 17. und 20. Schwangerschaftswoche durchgeführt wird.

Im Zuge der vorgesehenen Untersuchungsintervalle werden bei den Allgemeinmediziner:innen auch die vorgeschriebenen Laboruntersuchungen angeboten – sei es die Beurteilung des Blutbildes, Untersuchung auf Infektionserreger oder auch der Blutzuckerbelastungstest. Letztlich ist auch die Kontrolle des Impfstatus der Schwangeren und die Durchführung der vorgegebenen Impfungen bei den Kindern ein wichtiger Teil der Vorsorge. "Der österreichische Mutter-Kind-Pass ist ein großer politischer Wurf und eine der schönsten Erfolge in der österreichischen Medizinhistorie", sagte OMR Dr. Thomas Fiedler, Obmann der Bundesfachgruppe Frauenheilkunde und Geburtshilfe der Österreichischen Ärztekammer. Wesentliche Meilensteine seien nicht nur die Einführung der Ultraschalluntersuchungen gewesen, sondern auch die laborchemischen Untersuchungen.

Einmalig an diesem Vorsorgemodell sei die Integration der Möglichkeiten durch die moderne Medizin kombiniert mit einem finanziellen Anreizsystem: "Keine andere Vorsorgeuntersuchung wird so lückenlos und so gerne angenommen wie der Mutter-Kind-Pass", sagte Fiedler. Daher solle der Mutter-Kind-Pass als Schrittmacher für alle weiteren, zukünftigen Überlegungen gesehen werden, die Vorsorgemedizin zu stärken und so das Gesundheitssystem in Österreich noch weiter zu verbessern. "Freuen wir uns über 50 Jahre Erfolgsgeschichte und nehmen das großartige Ergebnis als Auftrag, analoge Modelle in der Vorsorgemedizin zu entwickeln", appellierte Fiedler an die Sozialversicherung und die Politik.

"Auch aus kinderärztlicher Sicht ist der Mutter-Kind-Pass ein eminent wichtiges Vorsorgetool für das körperliche Gedeihen und die Gesamtentwicklung unserer Kinder", sagte MR Dr. Bernhard Jochum, Obmann der Bundesfachgruppe Kinder- und Jugendheilkunde der Österreichischen Ärztekammer. Durch die Mutter-Kind-Pass-Untersuchungen würden nicht nur die Entwicklung des Kindes begleitet und etwa psychomotorische Entwicklungen genau mitverfolgt, sondern ebenso die Eltern unterstützt. Eine der Meilensteine bei der medizinischen Weiterentwicklung des Mutter-Kind-Passes sei aus kinderärztlicher Sicht die Hüftsonographie, damit ließen sich Operationen zu nahezu hundert Prozent verhindern.

Für die Zukunft sei eine Weiterentwicklung dahingehend sinnvoll, die Vorsorgeuntersuchungen über den 5. Geburtstag hinaus zu erweitern.