Hausärzt:in 05/2024

Pflegeheimbewohner:innen in klinische Studien integrieren

Eine Publikation aus den USA betont die Dringlichkeit, Pflegeheimbewohner:innen in klinische Studien einzubeziehen, um die Gesundheitsgerechtigkeit zu fördern und evidenzbasierte Behandlungen für alle zugänglich zu machen.

In klinischen Studien wird mithilfe der Studienteilnehmer:innen festgestellt, ob medizinische Behandlungen und Therapien sicher und wirksam sind. In diesem Zusammenhang wurde bereits viel über die Bedeutung der Einbeziehung verschiedener Bevölkerungsgruppen in derartige Studien geschrieben. Jedoch wurden die rund 1,4 Millionen Personen, die in den 15.600 Pflegeheimen in den USA leben, trotz der Prävalenz von häufigen Erkrankungen wie Hypertonie, Depressionen, Diabetes und der Alzheimer-Krankheit, weitgehend von klinischen Studien ausgeschlossen.

Ein Kommentar von Dozent:innen des Regenstrief Institute, der Indiana University, der UCLA und der Universitäten von North Carolina, Colorado und Massachusetts, der im Journal of the American Geriatrics Society (JAGS) veröffentlicht wurde, konzentriert sich auf die Bedeutung der Einbeziehung von Pflegeheimbewohner:innen – einer Bevölkerungsgruppe mit erheblicher medizinischer Komplexität – in klinische Studien.

Die Autor:innen heben die Vorteile und Herausforderungen der Durchführung von Forschungen zu medizinischen Therapien in Pflegeheimen hervor und identifizieren Schlüsselelemente für erfolgreiche klinische Studien in Pflegeheimen. Sie schlagen ein Netzwerk für klinische Studien in Pflegeheimen vor, wobei sie die Sicherstellung von Vielfalt, Gerechtigkeit und Inklusion in jedem Studiendesign fordern. "Es ist unerlässlich, dass wir die Wissenschaft der Pflegeheimversorgung rund um Tests, Prävention, Diagnose und Behandlung aufbauen. Es handelt sich um eine einzigartige Umgebung, die angesichts der essenziellen Rolle, die sie im Kontinuum der Versorgung für schwer kranke Erwachsene spielt, mehr Aufmerksamkeit verdient", betont die Mitautorin des Kommentars, Susan E. Hickman, PhD, vom Regenstrief Institute.

Mit Blick auf eine verpasste Gelegenheit schreiben die Autor:innen: "Die Einbeziehung von Pflegeheimbewohner:innen in Therapiestudien zu COVID-19 hätte spezifische Probleme im Zusammenhang mit Dosierung, Verabreichung und Überwachung identifizieren können, die Erstellung von Schulungsmaterialien speziell für das Pflegepersonal in Pflegeheimen angeregt und die Entwicklung konsistenter Richtlinien zur Identifizierung geeigneter Kandidat:innen und zur zeitnahen, sicheren und optimalen Bereitstellung von Behandlungen gefördert."

Kathleen T. Unroe, MD, MHA, MS, von der Indiana University School of Medicine, ergänzt: "Pflegeheimbewohner:innen sollten Zugang zu evidenzbasierten Therapien haben." Sie merkt an, dass "die Durchführung von Studien im Pflegeheim Wissen generieren kann, das auch für Menschen relevant wäre, die in Wohnanlagen betreut werden oder sogar für die breitere geriatrische Bevölkerung, die zu Hause lebt".

Der Kommentar ist im "Journal of the American Geriatrics Society" erschienen.

Unroe, K. T., Saliba D., Hickman S. E., Zimmerman S., Levy C., Gurwitz J. (2024). Evaluation of medical therapies in the nursing home population: Gaps, challenges, and next steps. Journal of the American Geriatrics Society. doi.org/10.1111/jgs.18829